Oliver Bottini gehört seit Jahren zu den herausragenden deutschen Kriminalschriftstellern. Bekannt wurde er mit seiner Reihe um die Freiburger Ermittlerin Louise Bonì. In seinem neuen Krimi geht es um das Thema Landraub. Martina Bittermann hat den Roman gelesen.
Oliver Bottoni, Der Tod in den stillen Winkeln des Lebens, DuMont
Es war eine richtig gute Idee, weil Oliver Bottini einen ganz großartigen Krimi geschrieben hat. Für mich ist “Der Tod in den stillen Winkeln des Lebens“ einer der besten Krimis der letzten Monate. Hinter der Kriminalgeschichte verhandelt Bottini, wie in allen seinen Büchern, ein großes politisches Thema. Es geht um "Landraub" in Rumänien und in Mecklenburg-Vorpommern. Klingt erst einmal sperrig, aber man ist sofort mitten drin in der Geschichte.
Erzählt wird die Geschichte zweier Männer aus Mecklenburg, die aus dem Dorf Prenzlin nach Rumänien umgesiedelt sind. Dort betreiben sie auf ihrer Farm Neu-Prenzlin Landwirtschaft im ganz großen Stil. Und damit sind sie nicht allein: Seit dem Ende der kommunistischen Herrschaft sind Investoren aus der ganzen Welt in Rumänien eingefallen und haben sich fruchtbares Ackerland unter den Nagel gerissen. Kein normaler Bauer hat da Chancen auf ein Stück Land. In Mecklenburg- Vorpommern sieht es ähnlich aus: Nach der Wende haben sich besonders Geschäftstüchtige Ackerland gesichert und beim Weiterverkauf dann ein Vermögen verdient. Daran sind viele Freundschaften zerbrochen.
Die 18-jährige Tochter des Großlandwirts Jörg Marthen wird am Fluss gefunden: Vergewaltigt und erstochen. Der Tod der jungen Frau war "unbeabsichtigt" und ist innerhalb des Romans nur das Vehikel für eine großartige Geschichte um Landraub als eine moderne Form des Kolonialismus. Bottinis Figuren kommen unterschiedlich damit zurecht: Sie leiden darunter, sie profitieren davon, sie wehren sich dagegen. Und immer wieder sind sie mit ihrer Geschichte konfrontiert. Mit den Folterkellern der Geheimpolizei und gefälschten Akten.
Harter Tobak ist das alles, aber trotzdem ist Bottini an vielen Stellen ein richtig warmherziges Buch gelungen. Er begegnet seinen Personen mit ganz viel Herzenswärme. Das Buch ist durchzogen von einer ganz großen Melancholie.
Oliver Bottini hat einen großartigen Krimi geschrieben. Ein wahnsinnig intensives, faszinierendes und wunderbar zu lesendes Buch, mit einem Thema, über das man noch mehr reden muss! Ich war gefangen von der ersten Seiten an.
Infos:
Oliver Bottini: Der Tod in den stillen Winkeln des Lebens, Dumont-Verlag, 22 Euro
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 9. November 2017, 9:20 Uhr
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