Georg Stefan Troller ist Fernsehpionier und längst eine Legende. Seit fast 70 Jahren lebt er in der französischen Hauptstadt und hat mit der Sendung „Pariser Journal“ den Deutschen Frankreich in die gute Stube gebracht. Über sein neuestes Buch hat Friedel Bott mit dem Autor in Paris gesprochen.
Georg Stefan Troller: Ein Traum von Paris, Verlagshaus Römerweg, 2017
"Der Traum von Paris" ist ein Buch, das nie geplant war. Eine seiner Töchter fand unter dem Bett, so jedenfalls wird es erzählt, zufällig eine Kiste mit komplett verloren geglaubten Fotos. Georg Stefan Troller hatte das Paris zwischen 1953 und 1956 fotografiert, die Stadtteile der kleinen Leute; Menschen, die man nicht nach sogenannten Sehenswürdigkeiten fragen konnte, weil sie ihr Quartier nie verließen und deshalb nicht wussten, wo zum Beispiel die Champs-Élysées sich befinden.
Trollers Buch enthält einige Dutzend mitunter verblüffender Fotos und eine ganze Reihe intensiver Texte aus einigen seiner älteren Büchern, die – abhandengekommen – zum Teil erst wieder besorgt werden mussten. Seine Töchter übernahmen es, wie er es charmant analog formuliert, die Bücher aus dem Netz zu fischen. Der 96-Jährige schreibt übrigens zeit seines Lebens nur mit seiner Remington (schon Hemingway schrieb damit seine Bücher).
Die Franzosen und besonders die Pariser gelten ja nicht unbedingt als Sympathisanten englisch-amerikanischer Sprache und Kultur. In den 1950er Jahren war das noch ein wenig anders. Die Stadt der Liebe, die Unvergleichliche, überhaupt die Traumstadt Paris sei weniger den Einwohnern als den Ausländern zu verdanken, die Abenteuer suchten oder ihre eigene Seele. Troller wohnt im 7. Arrondissement, das war einmal das Viertel der ausgedienten Militärs und Politiker. De Gaulle, Mitterand und andere Politiker haben hier gewohnt. Jetzt gibt es hier nur noch Rentner, kaum noch Jugend ist hier zu entdecken. Troller fehlen inzwischen all die Läden, die er für seine Art zu leben, brauchte.
Den Eiffelturm hat er das letzte Mal vor einigen Jahrzehnten besucht, als er den Sohn des Konstrukteurs interviewte. Gelegentlich geht er noch mal ins Café de Flore, wo – neben vielen anderen – schon Sartre und Simone de Beauvoir philosophiert und filterlos geraucht haben. Oder in ein Restaurant, um Freunde zu treffen. Dass er seine Wohnung im obersten Stock eines eleganten Hauses verlässt, geschieht allerdings immer seltener.
Georg Stefan Trollers Buch reiht sich nahtlos ein in sein beeindruckendes Gesamtwerk.
Buchinfos:
Georg Stefan Troller: Ein Traum von Paris, Corso Verlag, 176 Seiten, 19 Euro.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 13. Dezember 2017, 9:20 Uhr
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