Regisseurin Claire Denis zeigt in ihrem Melodrama eine Frau in den besten Jahren, die sich mit verflossenen, aktuellen und potentiellen Liebhabern auseinandersetzt. Juliette Binoche als Liebessucherin spielt überragend.
Juliette Binoche im Film "Meine schöne innere Sonne"
Das Bild auf der Leinwand geht an, und wir sehen ein unbekleidetes Paar beim Liebesakt. Die französische Malerin Isabelle ist um die 50. Der Mann ist etwas älter. Gleich werden wir erfahren, dass er Bankier ist, sehr selbstbewusst und dabei völlig uncharmant. Isabelle hat nichts gegen Sex, auch nichts gegen eine Affäre. Nur, die richtige Liebe, eine, in der beide vollends aufgehen können, für diese Liebe hat sie noch nicht den Richtigen gefunden. Weder beim Vater ihrer 10-jährigen Tochter, mit dem Isabelle immer mal wieder die Nacht verbringt, noch beim Schauspieler, den sie kennengelernt hat, und der sich doch nur selber reden hören will.
Es wird viel geredet in "Meine schöne innere Sonne". Regisseurin Claire Denis macht es uns im Kinosessel nicht einfach, Empathie für die Protagonisten aufzubringen. Aber das war auch nicht zu erwarten. Um Wohlfühlfilme hat sich Denis bislang nie gekümmert. Sie war und ist eine Meisterin der Zurücknahme, zeigt nie mehr als nötig und ist deshalb gerade fokussiert auf das Wesentliche. So auch hier. Was sich die Hauptfigur Isabelle so sehnlich wünscht, das wissen wir wohl. Aber wie sie es bekommt – und ob überhaupt – das bleibt das Geheimnis dieses Films. Bis zum Schluss. Obwohl Isabelle sehr wohl in der Lage ist, einer Freundin gegenüber eine klare Kante zu beziehen.
Eigentlich muss man es gar nicht erwähnen, aber "Meine schöne innere Sonne" steht und fällt mit der Schauspielkunst der wandelbaren Juliette Binoche als Isabelle. Wie sie die Nöte, die Unsicherheiten, das Verlangen und die Sehnsucht mit Blicken, Gesten und Worten zum Ausdruck bringt, ist für´s Publikum zwar anstrengend mitzuerleben. Weil Isabells Suche nach der einzigen, wahren Liebe natürlich nicht gradlinig verläuft. Aber es ist genauso spannend.
Als alles nichts bringt, da soll ein Wahrsager helfen. Und ganz am Ende, in den allerletzten Bildern dieses dialogischen Films, da sehen wir sie dann doch: im erstmals lächelnden Gesicht von Juliette Binoche alias Isabelle: Die schöne innere Sonne.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 14. Dezember 2017, 10:40 Uhr
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