5. Juli 2017, 21:05 Uhr
Mare Radio erkundet die Welt der maritimen Rituale, die oft Jahrhunderte alt sind, aber auch noch in der hochtechnisierten Seefahrt der Gegenwart Bestand haben.
Bremer Schaffermahlzeit in der Oberen Rathaushalle
Ob Schiffs- oder Äquatortaufe, der Schluck Hochprozentiges für Neptun zu Beginn einer Seereise oder Blumenopfer zur Besänftigung der Meeresgöttin: Die vor langer Zeit entwickelten Rituale dienen vorrangig dem einem Zweck, die Ängste der Menschen vor der grenzenlosen Weite des Meeres und den Unbilden der Elemente in Schach zu halten.
Wenn es um Leben und Tod geht, um Sein oder Nichtsein, dann erweisen sich Rituale als zeitlose Begleitphänomene des Lebens, die offenbar unverzichtbar sind. Und man trifft auf sie in den unterschiedlichsten Formen: im Instinktverhalten der Meerestiere, bei Bestattungen auf hoher See oder während einer Weltklimakonferenz zum Schutz der Meere.
Mare Radio Rituale: Playlist [PDF, 109 Kb]
Moderation: Stefan Pulß
Redaktion: Kerstin Burlage, Mechthild Müser
Musik: Harald Mönckediek
Dem Gewinner des Mare-Rätsels winken attraktive Preise: ein Jahresabo des Mare-Heftes und Bücher aus dem Mare-Buchverlag.
Um ein maritimes Ritual geht es heute im Mare Rätsel. Und zwar wollen wir wissen: Was macht man beim so genannten „Seemannsgruß“ mit der jeweiligen Nationalflagge? Wie nennen es die Seeleute?
Lösung bitte an folgende E-Mail-Adresse:
mare-radio@radiobremen.de
Wir fragten danach, wann zum ersten Mal der Begriff „christliche Seefahrt“ verwendet wurde? Die richtige Antwort war: Im Titel eines Andachtsbuches für Seeleute, das 1659 in Kopenhagen veröffentlicht wurde.
Ob die Seefahrerromantik jemals Wirklichkeit war, ist fraglich. In der modernen Hightech-Welt in der Funktionalität und Effektivität die obersten Gebote sind, ist sie jedenfalls vollständig abhanden gekommen. Was nicht heißt, dass damit auch gleichzeitig alte Bräuche und überkommene Rituale ebenfalls verschwunden wären.
Warum das so ist und weshalb die Seefahrt auch in heutiger Zeit wohl nicht ohne Rituale auskommen kann, das wollte Stefan Pulß von Timo Heimerdinger wissen. Er ist Professor für europäische Ethnologie an der Universität Innsbruck. In seiner Dissertation hat er sich mit den Seeleuten und ihrer kulturelle Inszenierung verfasst.
Rituale der Seeleute - Gespräch mit Timo Heimerdinger, [8:51]
Festtafeln der Bremer Schaffermahlzeit im Bremer Rathaus
Seit 1545 findet in Bremen die so genannte „Schaffermahlzeit“ statt, das älteste rituelle Brudermahl der Welt. Eine hanseatische Traditionsveranstaltung ersten Ranges, die ursprünglich von Kaufleuten und Reedern ausgerichtet wurde für Kapitäne, die auf große Fahrt gingen. Heute ein alljährlich im Februar in der Oberen Halle des Bremer Rathauses stattfindendes Gesellschafts-Event mit handverlesenes Gästen aus Seefahrt, Wirtschaft und Politik.
Höhepunkte der Schaffermahlzeit sind die Reden der geladenen Ehrengäste, die in der Regel hohe politische Würdenträger sind: amtierende Bundespräsidenten, Bundeskanzler oder Minister. Stefan Pulß lässt einige denkwürdige Momente Revue passieren.
Schaffermahl-Stilblüten, [4:18]
Das Dorf Doohoma an der Westküste Irlands beherbergt eine Einrichtung der ganz besonderen Art. Dort wurde nämlich ein altes Postamt gewissermaßen als „Ritualzentrale“ entdeckt und neu belebt. Und zwar von der deutschen Künstlerin Anja Uhlig. Sie hat festgestellt, dass es auf einer Insel an der Atlantikküste, im äußersten Westen Europas, die Jahrhunderte von Auswanderung geprägt worden ist, einen Ort geben sollte zum Austausch von Lebensgeschichten. Kerstin Burlage hat sich auf den Weg gemacht nach Dahooma und dort die „Seedbank of Love & Stories“ besucht.
Doohoma - Ritualzentrale fürs Geschichtenerzählen in Irland, [4:55]
Die nächste Weltklimakonferenz kommt bestimmt. Derartige globale Konferenzen haben seit 1979 stattgefunden – immer nach den gleichen Ritualen. Ein großer Auftrieb von Delegierten vor großem Medientross mit Beschwörungen der großen Ziele: die Erwärmung der Erde zu stoppen und den Anstieg des Meeresspiegels zu begrenzen. Von der Erreichung dieser Ziele ist die Welt allerdings nach wie vor meilenweit entfernt.
Michael Brüggemann ist Professor für Kommunikationswissenschaft mit dem Spezialgebiet Klima- und Wissenschaftskommunikation an der Universität Hamburg. Stefan Pulß hat sich mit ihm über die Effektivität von Klimakonferenzen unterhalten und darüber, inwieweit sie sich in rhetorischen „Klimarettungsritualen“ erschöpfen.
Weltklimakonferenzen - Gespräch mit Michael Brüggemann, [5:45]
Dirk Steffens auf Tauchgang
Weder Mensch noch Tier kommen ohne Paarungsrituale aus, sie sind buchstäblich so alt wie die jeweilige Spezies selbst. Besonders ergiebige Studienobjekte zu diesem Thema findet man in den Weltmeeren. Davon ist jedenfalls Mare-Kolumnist Dirk Steffens überzeugt. Und deshalb hat er sich diesmal zu einem ganz besonderen Tauchgang entschossen, um dem Sex unter Wasser auf die Spur zu kommen.
Mare-Kolumne: Sex unter Wasser, [2:33]
Dirk Steffens - Die Homepage
Eigentlich ist die „Jan Cux 2“ ein ganz normales Ausflugsschiff, das in den Sommermonaten das übliche touristische Sightseeing-Programm anbietet. Was den Dampfer freilich von anderen unterscheidet ist die Tatsache, daß er eine Lizenz für Seebestattungen besitzt.
Beerdigungen auf hoher See haben derzeit Konjunktur: offenbar hat eine wachsende Zahl von Menschen das Bedürfnis, post mortem in jenes Element überzugehen, von dem alles Leben seinen Anfang nahm. In Cuxhaven ist Kerstin Burlage an Bord der „Jan Cux 2“ gegangen und hat die stimmungsvolle Prozedur einer Seebestattung in der Nähe der Nordseeinsel Neuwerk mit dem Mare-Mikrofon begleitet.
Captain Cook alias Hans Helge Ott präsentiert die schönsten Rezepte aus seiner kulinarischen Seekiste.
Heute beschäftigt sich unser Smutje mit den beliebtesten Mahlzeit-Ritualen. Als Schmankerl präsentiert er ein echtes Schwergewicht der angelsächsischen Küche: Full English Breakfast.
Über Mare Radio
In Mare Radio wird das kulturbildende Wesen des Meeres zum Programm, das mit Seelust und Entdeckerfreude die Kategorien von Wissenschaft, Literatur, Politik, Kunst und Musik durchkreuzt, immer auf Seeseite.
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Jeden ersten Sonntag im Monat
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