6. November 2017, 13:05 Uhr
"Guten Abend! Ich begrüße Sie zur Tagesschau." Wenn Linda Zervakis um 20 Uhr im Ersten diese Worte spricht, dann gucken bis zu zehn Millionen Zuschauer zu. Seit 2013 spricht die 42-Jährige die Hauptausgabe des ältesten Nachrichtenmagazins im deutschen Fernsehen. Dass sie das einmal schaffen würde, damit hat die Tochter griechischer Eltern als Kind nicht gerechnet.
Linda Zervakis
Bis zu ihrem 29. Lebensjahr hilft Linda Zervakis im Kiosk ihrer Eltern in Hamburg-Harburg. Einkaufen, Leergut sortieren und verkaufen – das gehört zu ihren Aufgaben. Auch als sie schon längst beim Radio arbeitet, hilft sie noch mit, um nach dem Tod des Vaters ihre Mutter zu unterstützen. In dem Roman "Die Königin der bunten Tüte" und in "Zwei nach Eins" erzählt Linda Zervakis von dieser Zeit.
Linda Zervakis' Eltern kamen Ende der 1960er Jahre als Gastarbeiter aus Griechenland nach Deutschland. Nach dem Tod des Vaters wird der elterliche Kiosk noch wichtiger, um die Mutter und ihre drei Kinder über Wasser zu halten. Deshalb helfen Linda und ihre beiden Brüder mit. "Wir mussten damals einfach funktionieren", sagt Linda Zervakis heute.
Trotzdem ist das Geld knapp. Linda Zervakis trägt teilweise die Kleidung ihres älteren Bruders auf. "In Berlin-Kreuzberg wäre ich damit heute wahrscheinlich ein Hipster", sagt die 42-Jährige und lacht. Damals allerdings fühlt sie sich in Gesellschaft ihrer reicheren Mitschüler dagegen teilweise als Außenseiterin. Anfeindungen wegen ihrer griechischen Herkunft hat die Tagesschau-Sprecherin nie erlebt. Sie habe sich nie als Mobbing-Opfer gefühlt, sagt sie.
Ihre Erziehung, gute Freunde und eine ganze Menge Disziplin bringen Linda Zervakis dahin, wo sie sich heute befindet: an die Spitze des deutschen Fernsehens. Schichtdienst bei der Tagesschau und zwei kleine Kinder halten Linda Zervakis bis heute auf Trab – Schlafmangel inklusive. Wenn sie Zeit hat, geht die 42-Jährige schwimmen. Und sie fährt gern Auto.
Autofahren ist wirklich mein Yoga. Das ist ja der einzige Ort, wo man noch laut sein kann, ohne dass es jemand mitbekommt.
Die Griechenland-Krise hat sie natürlich betroffen gemacht – auch wenn Emotionen während der 15-minütigen Sendung der Tagesschau außen vor bleiben müssen. Alle zwei Jahre fährt Linda Zervakis mit ihrer Familie nach Griechenland, den "griechischen Akku aufladen", wie sie sagt.
Ob ein weiteres Buch in Planung ist? Wer weiß, wenn Zeit ist. Sie ist nicht der Typ für Zukunftspläne, sagt Linda Zervakis im Gespräch bei "Zwei nach Eins".
Das Gespräch zum Anhören:
Tagesschau-Sprecherin Linda Zervakis, [37:23]
Moderation: Katharina Lohmeyer
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 6. November 2017, 13:05 Uhr
Emilia Smechowski: "Wir Strebermigranten"
Info: Zwei nach Eins
Gespräche mit Prominenten und Zeitzeugen aus Kultur, Politik und Wirtschaft.
Sendezeit:
Mo. - Fr., 13:05 - 14 Uhr
Archiv: Zwei nach Eins
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