29. März 2018, 21:05 Uhr
Seit Oktober 2017 steht es fest: Die Stuttgarter Germanistik-Professorin Sandra Richter wird ab dem 1. Januar 2019 die Leitung des Deutschen Literaturarchivs Marbach (DLA) übernehmen. Mitbringen wird die 44-Jährige frischen Wind und sie wird sich Themen wie Digitalisierung und politischen Themen in der Literatur widmen.
Sandra Richter wird ab Januar 2019 das Deutsche Literaturarchiv in Marbach leiten.
Seit 2008 lehrt Sandra Richter an der Universität Stuttgart Neuere deutsche Literatur, war in London, Cambridge, Paris und an der Harvard Universität in den USA tätig. Mit ihrer Habilitation war sie 2003 die jüngste Deutsche, die einen Lehrstuhl inne hatte. In Marbach sorgt sie auch für einen neuen Rekord: Noch nie gab es eine Frau an der Spitze des Literaturarchivs und noch nie war die Direktion so jung.
Das Schreiben und Lesen seien ihre Leidenschaften, erzählt Sandra Richter in "Zwei nach Eins". Aber auch die Musik komme in ihrem Leben nicht zu kurz. Ihre Eltern sangen im Chor und auch im heimischen Wohnzimmer wurde viel musiziert. Ihr Saxophon bedeutete ihr einmal so viel, dass die gebürtige Hessin überlegt hatte, Berufsmusikerin zu werden. Das sei aber vor dem Studium gewesen. Die Musik der Zwanziger und Dreißiger Jahre höre sie immer noch gern.
Jetzt steht das Saxophon aber doch eher in der Ecke, und Sandra Richter freut sich darüber, dass ihre beiden Töchter die Musik für sich entdecken und Instrumente lernen. Beim Schreiben könne sie aber keine Musik hören, verrät Sandra Richter. Trotzdem seien Literatur und Musik aber gar nicht so verschieden.
Wenn wir über Literatur sprechen, dann sprechen wir doch auch gerne über Töne. Und dieser Bereich der gesprochenen, gehörten Literatur – die Melodien, die man mithört – das geht allzu oft verloren, und die Wissenschaft hat sich zu wenig damit beschäftigt.
Der Bücherschrank ihrer Eltern sei nicht sehr gut bestückt gewesen. Mit zehn Jahren wollte die kleine Sandra dann aber doch einmal etwas anderes als "langweilige Kinderbücher" lesen und fand im Schrank ein dickes Buch: Die"Buddenbrooks" von Thomas Mann. Es sei zwar etwas sperrig und schwer zu lesen gewesen, aber es gefiel ihr trotzdem:
Die Sache mit den gelben Zähnen und diese komischen Motivketten, der Niedergang einer Familie – das hatte seinen morbiden Charme.
Nach dem Abitur wollte sie Journalistin werden. In Hamburg absolvierte sie erste Praktika, und dann wollte sie nach einem, wie sie sagt, "interessante Partysommer", dann doch lieber wieder lesen. Daraus wurde dann nach und nach ihr Beruf.
Ihre Berufung als Direktorin des Deutschen Literaturarchivs war erst nur ein Gerücht. Seit dem 12. Oktober 2017 ist es Fakt. Wie sie an diese Stelle gekommen ist, frage Sandra Richter sich auch immer. Die Archivarbeit fand sie schon immer spannend. In Archiven graben, das Unveröffentlichte entdecken und Schätze finden – die möchte die 44-Jährige in Marbach heben. Ihre Schwerpunkte würden an die Arbeit vom amtierenden Direktor Ulrich Rauff anknüpfen, seien aber auch anders gelagert.
Der Digitalisierung ist auch für das Literaturarchiv und seine künftige Direktorin ein großes Thema: Für Sandra Richter sei Literatur nicht nur Text, verrät die Germanistin in "Zwei nach Eins". Daher will sie die Verbindungen der Literatur, Hörbuch und Film näher anschauen. Auch politische Themen in der Literatur, wie den Kolonialismus oder den Klimawandel, möchte Sandra Richter aufgreifen.
Das ganze Gespräch zum Anhören:
Germanistik-Professorin Sandra Richter, [38:14]
Moderation: Harro Zimmermann
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 29. März 2018, 21:05 Uhr
Info: Zwei nach Eins
Gespräche mit Prominenten und Zeitzeugen aus Kultur, Politik und Wirtschaft.
Sendezeit:
Mo. - Fr., 13:05 - 14 Uhr
Archiv: Zwei nach Eins
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