Wenn eine britische Singer-Songwriterin ihr Herz für die Südstaaten entdeckt und nach Nashville geht, um dort Lieder eines ihr zuvor unbekannten Songwriters aufzunehmen, dann klingt das nach einer außergewöhnlichen Geschichte. Bei Rumer hört sich das darüber hinaus auch richtig gut an. Und so sind ihre "Nashville Tears" feine Country-Perlen mit einem Schimmer von Folk, Blues und Pop geworden.
Audio: Hard Times For Lovers - Hörprobe
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Ihr am 14. August veröffentlichtes Tribute-Album hat die Sängerin mit der samtweichen Stimme dem aus El Paso stammenden Songwriter Hugh Prestwood gewidmet. Der hat seinen Lebensschwerpunkt allerdings nicht in Texas, sondern in New York, wo der studierte Pädagoge zunächst Schüler unterrichtete, bevor er sich als Songschreiber zu profilieren begann. Im Endeffekt war es dann Judy Collins, die Prestwood die Türen zum großen Songwriting-Geschäft öffnete, indem sie zwei seiner Songs in ihr 1979er-Album "Hard Times For Lovers" aufnahm – darunter den Titeltrack. Später reichten sich Sänger die Klinke in Hand, um Songs aus Prestwoods Feder aufzunehmen, darunter Anne Murray, Don Williams, Alison Krauss und Conway Twitty. Einen Nummer-Eins-Hit hat Randy Travis 1990 mit "Hard Rock Bottom Of Your Heart" diesem genialen Songwriter zu verdanken. Trisha Yearwoods "The Song Remembers When" wurde in Nashville zum "Song Of The Year" gewählt und darüber hinaus mit einem "Prime Time Emmy" ausgezeichnet. Seit 2006 hat Hugh Prestwood verdientermaßen auch seinen Platz in der "Nashville Songwriter’s Hall Of Fame" bezogen.
Dennoch, einem breiteren Publikum ist Hugh Prestwood bisher verborgen geblieben. Aber bei der am 3. Juni 1979 unter dem Namen Sara Joyce in Pakistan geborenen Rumer hat es sofort gefunkt, als sie auf Prestwoods Songs stieß:
Rumer über Hugh Prestwood, [0:37]
Wenn Rumer den Songs von Hugh Prestwood etwas Luftiges und Himmlisches zuspricht, dann bringt sie mit ihrer Stimme, die in ihrer Klarheit und Sanftheit an die Karen Carpenters erinnert, das ideale Medium mit, um ihre "Nashville Tears" nachhaltig zum Klingen zu bringen. Eingefangen von der Atmosphäre ihrer Wahlheimat in den Südstaaten, spürte Rumer dem Wesenskern von Hugh Prestwoods Songwriting hinterher und hat nun 15 seiner Lieder auf ihre einfühlsame Weise veredelt:
Audio: Rumer über ihre Songauswahl
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Ohne die Atmosphäre und die Musiker von "Music City" Nashville wäre Rumers neues Album so nicht möglich gewesen. Vom Nashville-Faktor mit seinem kreativen Feuerwerk haben sich bereits etliche Musiker wie Jake Bugg, The Shires oder Ann Doka mitreißen lassen. Rumers "Nashville Tears – The Songs Of Hugh Prestwood" sind allerdings viel mehr als ein reines Country-Album. Mit weitgehend ruhigem Puls und voll sanfter Schönheit sind hier Balladen-Feeling, traditionelle Country-Klänge, Americana-Sounds, Südstaaten-Blues und Pop zu einer Kette des Wohlklangs aufgefädelt worden. Vom watteweichen Streichersound bis zum erdigen Näseln einer Resonatorgitarre spannt sich dabei der instrumentale Klangbogen, über welchem Rumers Stimme wie ein intensives Abendrot schimmert:
Ursprünglich hatte Rumer sich nach Nashville aufgemacht, um dort nach verborgenen Songperlen zu forschen, die möglichst traurig sein sollten. Doch erst als ihr Produzent Fred Mollin ihr den Song "Oklahoma Stray" schickte, in welchem es um eine durch Misshandlung menschenscheu gewordene Katze geht, realisierte Rumer, dass sie fündig geworden war. Mit ihrem fünften Album "Nashville Tears" ist sie wieder in ihrem ureigenen Element gelandet, ist sie doch bereits in ihren Alben "Boys Don’t Cry" und "This Girl’s In Love - A Bacharach & David Songbook" ihrer Sehnsucht nach musikalischen Wiederentdeckungen nachgegangen. Dabei spielt immer wieder auch Rumers Bestreben eine Rolle, durch die Arbeit mit dem Material außergewöhnlicher Songwriter selbst immer besser zu werden:
Audio: Rumer über das Besondere an diesem Album
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Das Zusammentreffen von Rumer mit der Musik Hugh Prestwoods muss wohl ein Glücksfall genannt werden – für alle Beteiligten. In erster Linie aber für die Sängerin selbst, deren Leben zeitweise von persönlichem Verlust, psychischen Erkrankungen und einer Fehlgeburt überschattet gewesen ist. Nach dem Umzug zunächst in die Abgeschiedenheit des ländlichen Arkansas und der Geburt ihres Kindes drohte Rumer im Bermudadreieck zwischen Wäschebergen, Hausarbeit und schlaflosen Nächten zu versinken. Ihr Mann war ständig auf Tour und in ihrer Verzweiflung nahm die mit einer so einzigartigen Stimme begnadete Sängerin sogar einen Teilzeitjob in einem Friseursalon an. Doch mit "Nashville Tears" hat sie stilsicher in ihre musikalische Spur zurückgefunden. Das ist auch Hugh Prestwood nicht verborgen geblieben, der ihr ein untrügliches Gespür für seine besten Songs attestiert. Rumer ihrerseits verweist auf Prestwoods Gabe, in einem einzigen Song Himmel und Erde miteinander vereinen zu können. Mit den "Nashville Tears" jedenfalls haben die beiden ihren jeweiligen musikalischen Kompass in Einklang gebracht.
Einklang und seinen Kurs in Corona-Zeiten zu halten ist, wie mittlerweile wohl jeder gespürt hat, alles andere als einfach. Auch Rumer hat das Umsichgreifen der Pandemie als verstörend empfunden:
Rumer über die Pandemie, [1:16]
Der Musikkosmos Nashville mit seiner kreativen Atmosphäre kann ein Ort sein, der in Zeiten der Verunsicherung Halt und Orientierung gibt. Rumers aktuelles Tribute-Album besitzt auf seine ausgeglichene und gefällige Weise ebenfalls das Potenzial dazu, denn es hat in den Starstruck Studios von Country-Star Reba McEntire und bei Nashvilles Studiomusikern in den besten Händen gelegen. Als es dann in "Music City" noch zum Zusammentreffen mit Hugh Prestwood kam, war Rumers Zufriedenheit mit ihrem Musikprojekt vollkommen:
Audio: Rumer über ihre Begegnung mit Hugh Prestwood
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Rumer ist eine außergewöhnliche Sängerin, von der Musikgiganten vom Schlage eines Elton John oder Burt Bacharach zu Recht schwärmen. Das Große im Kleinen einzufangen, ist eine der Fähigkeiten, die sie mit Hugh Prestwood teilt. Jetzt ist sie zur Vermittlerin seiner Songs geworden - ohne grelles Soundgeklingel oder eine aufgeblähte Produktion, sondern einfach nur mit dem sicheren Gespür für den richtigen Klang. Bei Rumer hat selbst traditioneller Country alles Verstaubte verloren, der Sprung von Großbritannien in die Südstaaten hat sich also gelohnt.
Christian Höltge
Albumdaten
Rumer - NashvilleTears
ferryhouse productions
EAN: 0711297524444
VÖ: 14. August 2020
Titel | Dauer |
---|---|
The Fate of Fireflies | 3:49 |
June It's Gonna Happen | 4:05 |
Oklahoma Stray | 3:54 |
Bristlecone Pine (Ft Lost Hollow) | 4:19 |
Ghost In This House | 4:16 |
Deep Summer In The Deep South | 5:22 |
Heart Full Of Rain | 3:37 |
Hard Times For Lovers | 3:21 |
Starcrossed Hanger Of The Moon | 3:41 |
The Song Remembers When | 3:54 |
That's That | 4:16 |
Here You Are | 4:04 |
Learning How To Love | 4:02 |
The Snow White Rows Of Arlington | 4:25 |
Half The Moon | 3:17 |
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, 31. August 2020, 16:40 Uhr
Youtube: Rumer - Deep Summer in the Deep South (Official Video)
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