Der englische Singer-Songwriter Rhys Lewis ist eine echte Entdeckung. Mit “Things I Chose To Remember“ hat der 27-Jährige am 10. Juli ein Debütalbum veröffentlicht – auf dem gar nicht so viel passiert. Denn Rhys Lewis beschränkt sich aufs Wesentliche. Und mit diesem für einen jungen Musiker mutigen Schritt sorgt er für ein intensives, lohnendes Hörerlebnis.
Audio: Be Your Man - Hörprobe
Infos
When Was The Last Time - Hörprobe, [0:30]
Under The Sun - Hörprobe, [0:30]
No Right To Love You - Hörprobe, [0:30]
Lonely Place - Hörprobe, [0:30]
Hold On To Happiness - Hörprobe, [0:30]
What If - Hörprobe, [0:30]
Some Days - Hörprobe, [0:30]
Better Than Today - Hörprobe, [0:30]
Rhys Lewis wurde am 18. März 1993 in der englischen Grafschaft Oxfordshire geboren und entschied sich schon früh für die Musik. Mit 13 begann er Gitarre zu spielen und entdeckte nach und nach auch seine Stimme für sich. Er tauchte in die Oxforder Musikszene ein und sammelte musikalische Erfahrungen auf Open-Mic-Abenden. Lewis vergrub sich auf der Suche nach den Geheimnissen guten Songwritings in Alben von Carole King, Simon & Garfunkel, Leonard Cohen und Bruce Springsteen, postete eigene Songs und schloss einen Plattenvertrag mit dem renommierten Decca-Label.
Seinem außergewöhnlichen Debütalbum hat Rhys Lewis einen nicht minder ausgefallenen Titel gegeben. Der klingt nach viel Lebenserfahrung, ist aber mehr einem nostalgischen Gefühl geschuldet, verrät der schließlich erst am Beginn seiner Karriere stehende Musiker Bremen Eins:
Rhys Lewis über den Albumtitel, [0:24]
Auf den Streaming- und Social-Media-Plattformen ist Rhys Lewis längst durchgestartet. Auf Spotify etwa sind es monatlich fast drei Millionen Nutzer, die sich seine Songs anhören. Dabei ist der englische Singer-Songwriter mit dem nachdenklichen Blick den ganz traditionellen Weg hin zum eigenständigen Künstler gegangen. Ständiges Üben und Lernen sind dabei seine treuen Begleiter gewesen:
Rhys Lewis über seine musikalische Entwicklung, [1:07]
Seine Musikbesessenheit weiß Rhys Lewis aber in einer tiefgründigen Ruhe zu verpacken, die nichts Grelles und Nervöses zulässt. Da hat der Musiker sich im Dienst seiner klangvollen Melodien absolut im Griff. Wie ein Schwamm scheint Lewis eine Vielzahl an musikalischen Einflüssen aufgesogen zu haben. Aber anstatt sich in diesem Irrgarten musikalischer Versuchungen zu verlieren, hat er mit sicherem Gespür seinen eigenen Musikstil umreißen können, auch wenn er sich selbst noch nicht am Ziel seiner musikalischen Reise sieht:
Rhys Lewis über musikalische Vorbilder, [0:48]
Wie der Albumtitel “Things I Chose To Remember“ bereits andeutet, sucht Rhys Lewis den persönlichen Zugang zu seinen Songs. Es wirkt, als könne er sich schon jetzt – als erst 27-Jähriger - aus einem großen Fundus an aufwühlenden Erlebnisse bedienen. Das würde man eher von einem Musiker mit einer ansehnlichen Anzahl von Lebensjahren erwarten, den die Winde auf dem Meer des Lebens schon gehörig durchgeschüttelt haben. Aber Lewis weiß sich zu helfen, er „klaut“ sich auch schon einmal Geschichten seiner Familie und Freunde, um sie in seinen Songs zu verarbeiten:
Rhys Lewis über Songideen, [0:26]
Seine Songs eröffnen Rhys Lewis ein tieferes Verständnis von Situationen und Emotionen. Und der Funke springt über, wenn man sich auf “Things I Chose To Remember“ einlässt. Als intuitiver Songwriter lässt Rhys Lewis gemeinsam mit seinem Mitproduzenten und bevorzugten Koautoren Aidan Glover die Dinge durchaus einfach auf sich zukommen. Er pflegt aber auch seine Ideensammlung, mit welcher er spontane Einfälle abgleichen kann:
Rhys Lewis über die Entstehung seiner Songs, [0:48]
Wenn Rhys Lewis feststellt, dass Songwriting so etwas wie sein Lebenselixier sei, dann wirft das ein Licht darauf, wie ernst er nimmt, was er musikalisch umsetzt. Das Persönliche bildet den Motor seines Tuns und genau deshalb setzt Lewis voll und ganz auf seinen bei aller Unaufgeregtheit doch sehr intensiven Gesang. Immer wieder zieht er sich auf eine bis aufs Klavier heruntergebrochene Begleitung zurück – das Versteckspiel hinter einer aufgeblähten Soundwolke vermeidet er. Das ist mutig, aber auch konsequent, denn nur so kann er das, was ihm wichtig ist, in seinen Songs vermitteln:
Rhys Lewis über Songinhalte, [0:36]
Mut und Leidenschaft stellt Rhys Lewis auch mit dem Aufnahmeverfahren für seine elf auf “Things I Chose To Remember“ versammelten Songs unter Beweis. Mit einer Bandmaschine aus den 80ern arbeitend, ging er zusammen mit seinem Koproduzenten Aidan Glover voll ins Risiko. Denn die Aufnahme auf Magnetband ist aufwendig und teuer. Doch genau dieses Verfahren wollte Rhys Lewis für sein Debütalbum nutzen, um sich von den Verlockungen digitaler Technik freizumachen und ganz auf die Kreativität des Augenblicks sowie seine Intuition zu setzen. Diese leidenschaftliche Studioarbeit ist im warmen, samtigen Klang von “Things I Chose To Remember“ erfahrbar. ‚Ein wahrhaftiger Sound aus einem echten Studio!‘, möchte das von computergenerierter Musik überfrachtete Ohr am liebsten ausrufen:
Rhys Lewis über die Aufnahmen, [0:54]
Rhys Lewis hat sich die britische Hauptstadt als Heimat seiner musikalischen Ambitionen ganz bewusst ausgesucht. Er braucht London als anregende Folie und kreative Bühne für seine musikalischen Ideen. Und so hat er sich in die Talbot Studios in South Bermondsey Musiker geholt, die wie Drummer Lewis Wright auch vom Jazz herkommen können und mit ihrer Persönlichkeit sein Aufnahmeprojekt zusätzlich befeuert haben. Mit einem Gefühl tiefer Zufriedenheit berichtet Rhys Lewis dann auch davon, wie es sich angefühlt hat, die eigenen Songarrangements angereichert mit einem Streichquartett quasi neu zu hören. Die Tatsache, dass Lewis in seinem Koproduzenten Aidan Glover einen kreativen Partner gefunden hat, mit dem er von Anfang an auf einer musikalischen Wellenlänge lag, hat die Arbeitsbedingungen für “Things I Chose To Remember“ optimal abgerundet:
Rhys Lewis über seinen Produzenten und seine Musiker, [1:27]
Viele Musiker schreiben sich Authentizität und Ehrlichkeit auf ihre Fahnen. Für Rhys Lewis bilden diese Faktoren ohne Zweifel die Essenz seiner Musik. Er tut sich schwer damit, seinen Stil zu beschreiben – und genau das spricht für die Aufrichtigkeit, mit welcher er Text und Musik in seinen Songs zusammenführt. Auf diese Weise kann er so manche Saite bei denen, die sich “Things I Chose To Remember“ anhören, zum Klingen bringen:
Audio: Rhys Lewis über seinen Musikstil
Infos
“Things I Chose To Remember“ ist über weite Strecken ein melancholisches Album – fast eine Balladensammlung, nachdenklich, aber keinesfalls traurig. Darauf angesprochen, reagiert Rhys Lewis immer noch ein wenig überrascht. Aber er gibt zu, dass seine Musik ihm einen emotionalen Raum biete, in dem er seine Gefühle ausleben könne. Im richtigen Leben sei er aber ein positiv eingestellter Mensch, unterstreicht er und verweist im selben Atemzug auf sein zweites Album, welches dann sicherlich lebensfroher werde:
Rhys Lewis über Melancholie, [0:58]
Genauso, wie er bei den Aufnahmen zu “Things I Chose To Remember“ hart gearbeitet und vieles in Frage gestellt hat, wirft Rhys Lewis direkt nach Veröffentlichung schon einen kritischen Blick auf sein Debütalbum. Es mag überraschen, wenn der Stolz auf einen gelungenen Wurf schnell wieder einer distanzierteren Einstellung weicht. Klar wird aber, dass Rhys Lewis über eine gehörige Portion Selbstkritik verfügt. Seine Ansprüche an sich selbst werden weiter steigen. Dabei hat er doch bereits schon heute stilistische Zutaten aus dem klassischen Singer-Songwriter-Genre mit Pop sowie ein wenig Soul und R&B in seinem musikalischen Rührbecher zu einem gelungenen Sound vermengt. Doch das ist ihm nicht genug, stellt Rhys Lewis klar:
Rhys Lewis über seinen musikalischen Standort, [1:07]
Da will einer musikalisch noch viel mehr, als er jetzt schon geliefert hat. Rhys Lewis sieht sich noch lange nicht am Ende seines Weges als Künstler angekommen. Das ist realistisch, hat er doch noch Jahrzehnte voller neuer Möglichkeiten vor sich. Mit dem Titel “What Wild Things Were“, der den Schlusspunkt seines Debütalbums markiert, weitet Rhys Lewis seinen Sound hörbar aus. Könnte das ein Hinweis darauf sein, was wir von diesem vielversprechenden Musiker noch zu erwarten haben? Eines sei aber klar gestellt: “Things I Chose To Remember“ vereint in sich eine Songauswahl, die sich vor nichts und niemandem zu verstecken braucht – egal, ob Rhys Lewis selbst sein Debüt als bloße Songsammlung oder als vollgültiges Album ansieht.
Christian Höltge
Albuminformationen
Things I Chose To Remember
Rhys Lewis
Erschien am 10. Juli 2020
Decca (Universal Music)
EAN: 0602508778193
Titel | Dauer |
---|---|
Better Than Today | 3:49 |
No Right To Love You | 3:58 |
When Was The Last Time? | 3:36 |
Under The Sun | 2:49 |
What If | 3:12 |
Lonely Place | 3:24 |
Good People | 3:31 |
Some Days | 3:28 |
Be Your Man | 4:00 |
Hold On To Happiness | 3:38 |
What Wild Things Were | 4:26 |
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins. 27. Juli 2020, 16:40 Uhr
Youtube: Rhys Lewis - No Right To Love You
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