Insekten sind wichtige Tiere in einem sehr empfindlichen Ökosystem. Jedes einzelne von ihnen hat darin seinen Platz. Um das besser zu verstehen, stellen wir Ihnen einige Insekten vor. In dieser Folge geht es um das geheime Leben der Nachtfalter. Reporterin Kerstin Burlage hat sich mit einem Schmetterlings-Experten getroffen.
Der Mittlerer Weinschwärmer hat auffällig gezeichnete Flügel, ausgestreckt ist er damit fünf oder sechs Zentimeter breit.
Das geheime Leben der Nachtfalter, [4:11]
Nachtfalter – das sind die geheimnisvollen Schmetterlinge der Nacht. Etwa 1.250 verschiedene Arten gibt es bei uns in Deutschland. Viele von ihnen sind sehr auffällig gemustert, in Farben von kräftig rot über zart grün bis silber. Doch all diese Schönheit bekommen Menschen nur sehr selten zu sehen, denn: Nachtfalter fliegen in der Dunkelheit. Tagsüber verstecken sie sich lieber. Holger Bischoff ist Schmetterlings-Experte in Bremen und züchtet Nachtfalter. Gerade ist einer davon geschlüpft, den er nun frei lassen will ...
Ich habe da einen 'Mittleren Weinschwärmer', das ist einer unserer schönsten Nachtfalter und sieht fast exotisch aus.
Holger Bischoff
Selten zu sehen: ein 'Mittleren Weinschwärmer' im Tageslicht.
Im Magazin des Übersee-Museums gibt es eine große Schmetterlings-Sammlung. Dort findet man einen Nachtfalter mit einem besonders poetischen Namen: der Mondvogel.
Ein Tier, bei dem die beiden Flügelspitzen fast wie ein voller Mond aussehen. Das Tolle ist: normalerweise sind diese Flügel über den Hinterleib gefaltet und dann sehen die beiden Enden aus wie ein abgebrochener Zweig. Das ist seine Tarnung.
Holger Bischoff
Nachtfalter haben sehr unterschiedliche Arten, sich auch tagsüber unsichtbar zu machen: Der "Lindenschwärmer“ beispielsweise hat Flügel, die an Militär-Tarnanzüge erinnern. Das "Blutströpfchen" hingegen warnt mit seinen knallroten Flügeln: "Achtung ich bin ungenießbar!" In der Nacht sind ihre größten Feinde die Fledermäuse. Aber sehr viele Arten können deren Ultraschall-Laute hören. Oder sogar noch mehr als das:
Ein paar wenige Nachtfalterarten gibt es, bei denen Töne gemessen wurden, die die Ultraschall-Töne der Fledermäuse stören.
Holger Bischoff
Die Namen der Nachtfalter "Jakobskrautbär", "Pappelschwärmer" und "Kleewidderchen" lassen erkennen, dass viele Falter sich auf bestimmte Pflanzen spezialisiert haben. Die Weibchen legen nur dort ihre Eier ab, damit ihre Raupen sich an den Blättern satt fressen können, ehe sie sich verpuppen und zu neuen Faltern werden. Darum ist es wichtig, im Garten auch Unkraut wie zum Beispiel Brennnesseln für sie stehen zu lassen. Genauso wie Wildblumen, denn Nachtfalter ernähren sich von Nektar. Was übrigens auch uns Menschen zu Gute kommt:
Nachtfalter sind nach den Wildbienen der zweitwichtigste Bestäuber, vor allen Dingen auch Obst-Pflanzen. Und sie sind in der Natur ein ganz wichtiges Glied in der Nahrungskette.
Holger Bischoff
Viele Vögel sind auf Raupen als Eiweißquelle absolut angewiesen. Es lohnt sich also, die Nachtfalter zu schützen, die – wie alle Insekten – gefährdet sind. Woran in erster Linie die Agrarindustrie Schuld sei, sagt Holger Bischoff:
Nicht die Bauern! Das finde ich nicht fair, das ist politisch so gewollt. Die Landwirtschaft ist ein Problem mit der Monokultur, dann die Düngung: Alle Wiesen werden total überdüngt, damit man sie mehrmals im Jahr mähen kann und dann die Vergiftung.
Holger Bischoff
Nachtfalter sind obendrein durch Lichtverschmutzung bedroht, also nächtliche Dauer-Beleuchtung, die sie verwirrt und damit zur tödlichen Falle wird. Dagegen kann man aber auch im Kleinen was tun, zum Beispiel Lampen benutzen, die nicht nach oben leuchten sondern nur nach unten und einen Bewegungsmelder haben. Wer einen Garten hat, sollte dort einheimische Büsche und Bäume pflanzen, sagt Holger Bischoff. Und ansonsten ist sein Rat für Garten wie Balkon:
Blumen, Blumen, Blumen – und zwar geöffnete, wo die Falter auch an den Nektar kommen. Damit sie eine Tankstelle haben, um weiterhin nach einem geeigneten Lebensraum oder Lebenspartner zu suchen.
Holger Bischoff
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 30. Mai 2019, 15:40 Uhr
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