In diesem Jahr verabschiedet er sich von der Konzertbühne. Das letzte Konzert findet in seiner Heimatstadt New York (im September 2018) statt. Der 76-jährige Songwriter hat auf seinem neuen Album einige seiner liebsten Songs noch einmal neu arrangiert und interpretiert. Harald Mönkedieck hat es gehört.
Paul Simon: In the Blue Light
Sie haben nicht mehr die ganz große Aufmerksamkeit bekommen, die jüngeren Alben von Paul Simon. Es scheint den Mann aus New York ein wenig zu belasten, denn er präsentiert zum Ausklang seiner Karriere einige seiner liebsten Songs jetzt noch einmal neu. Entlegene Songs, die seiner Meinung nach bislang verkannt worden sind. Dass Paul Simon einer der Großen des amerikanischen Pop-Songwriting ist, ist mehr oder weniger unumstritten. Was man jedoch bislang unterschätzt hatte, war der enorme künstlerische Ehrgeiz, der sich auch und vor allem in seinem Spätwerk vermittelt. Auf diesem Album wird es ganz deutlich. Zum Beispiel in einigen Aufnahmen mit dem jungen New Yorker Kammerensemble "ymusic", das Simon auch auf seiner Abschiedstour unterstützte.
"In The Blue Light" - nach der ersten Zeile des Songs "How The Heart Approaches What It Yearns" hat Paul Simon sein Album betitelt. "Wie sich das Herz dem annähert, was es ersehnt." Ein in der Übersetzung umständlicher Titel, doch im Original eine von vielen mit viel Intelligenz und handwerklicher Meisterschaft verfasster Songzeilen. Mit Präzision inszeniert Paul Simon noch einmal die ausgewählten zehn Preziosen seines Spätwerks. Ein letzter Hit ist wohl nicht dabei, doch Simon bleibt künstlerisch engagiert auch auf der Zielgeraden seiner langen Karriere.
Seit den Alben der frühen achtziger Jahre hatte sich Paul Simon immer öfter einem assoziativ-abstrakten Songwriting zugewandt. Dies hat im Rückblick einige meisterliche Songs hervorgebracht, die hier auch von Jazzgrößen wie Trompeter Wynton Marsalis oder Gitarrist Bill Frisell durch Mitwirkung geadelt werden. Auch der 2017 verstorbene langjährige Simon-Vertraute Vincent Nguini ist dabei. Der afrikanische Gitarrist ist in seiner letzten Aufnahme zu hören.
Die Fertigstellung seines vorletzten Albums "Stranger to Stranger" sei wie ein innerer Schlusspunkt gewesen, sagte Paul Simon kürzlich in einem Interview. Neue Musik wolle er nun nicht mehr schreiben. In Zukunft wolle er sich in Projekten des Evolutionsbiologen Edward Wilson dafür engagieren, gutes für die ökologischen Geschicke des Planeten tun, nicht zuletzt für seine Kinder. "Würde ein Zebra in der afrikanischen Savanne eine Träne vergießen, wenn die Menschheit mit ihrer Zivilisation verschwindet?" - das fragt der Sänger am Ende dieses Albums im Song "Questions For The Angels". Paul Simon verabschiedet sich damit so, wie er einst kam vor vielen Jahren. Mit einem Klang wie aus der Stille.
Paul Simon: In The Blue Light, [3:54]
Ein CD-Tipp von Harald Mönkedieck
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 14. September 2018, 11:40 Uhr.
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