Nicht nur klagen, sondern auch Alternativen anbieten – das kann man in Marc Elsberg neuem Thriller "Gier" nachlesen. Eine neue Weltwirtschaftskrise droht, Massendemonstrationen, Massenarbeitslosigkeit, Hunger, ein Politikergipfel in Berlin, bei dem einige Superreiche absprechen, wie sie sich noch reicher machen können... Aber dabei bleibt Elsberg nicht stehen, Jutta Günther hat "Gier" gelesen.
Audio: "Gier" von Marc Elsberg
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Ein Wirtschafts-Nobelpreisträger soll auf dem Wirtschaftsgipfel in Berlin eine Rede halten – angeblich hat er eine Formel gefunden, die mathematisch beweist, wie Wohlstand für alle möglich wäre. Aber dann erleben wir mit, wie sein Wagen in einen Unfall verwickelt wird. Es beginnt eine Jagd auf seine Formel, die offensichtlich vernichtet werden sollte.
Wenn nicht jeder für sich dem Fetisch Wachstum hinterherjagt, sondern die Menschen miteinander kooperieren, haben dadurch alle mehr Ertrag. "Wir brauchen Wettbewerb", sagt Elsberg in Interviews, das sei keine Frage. Man müsse aber weg davon, dem Wettbewerb in allen gängigen Wachstums- und Wohlstandmodellen immer die Hauptrolle spielen zu lassen, fordert der Autor und plädiert für Kooperationsmodelle. Es müsse dementsprechend ein Paradigmenwechsel im Denken stattfinden, "wie wir Wirtschaft und Gesellschaft organisieren", betont er.
Ja – ohne dass ich Mathematikerin oder Wirtschaftswissenschaftlerin wäre. Elsberg beschreibt seine echten wissenschaftlichen Quellen genau und baut immer wieder Szenen ein, in denen seine Figuren das Kooperationsmodell erklärt bekommen. Das kann man sich im Buch in netten Zeichnungen angucken. Und dass es allen besser geht, wenn wir miteinander statt gegeneinander agieren, erleben wir ja ständig im Alltag.
Elsberg hat sich einen hervorragenden Ruf erarbeitet. Fast könnte man sagen: Wenn man das Neueste aus der Zukunft erfahren will, kann man bei Marc Elsberg nachschlagen. Er ist zwar Krimiautor, aber auch als Fachreferent auf wissenschaftlichen Kongressen sehr begehrt. Er recherchiert gründlich und breitet dann sehr anschaulich in seinen Krimis aus, wie die Zukunft aussehen könnte. So beschrieb er in "Blackout" von 2012 ein Szenario, in dem die gesamten europäischen Stromnetze zusammenbrechen und die Menschen ums Überleben ringen; in "Zero" (2014) thematisierte Elsberg die Gefahren durch Big Data – lange vor den großen realen Datenskandalen. Und auch in "Helix" (2016) beschrieb er, was passiert, wenn der Mensch die Gen-Schere "Crispr" am menschlichen Genom ansetzt.
Ein bisschen wirkt "Gier" so, als habe Elsberg seine Handlung rund um diese Wohlstandsformel gebastelt. Das Buch lässt sich aber gut lesen und lohnt sich auf jeden Fall.
Infos:
Marc Elsberg: "Gier", Blanvalet Verlag, 448 Seiten, 24 Euro
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 7. März 2019, 9:47 Uhr
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