Wenn der frühere US-Präsident Barack Obama sagt, dass ihn ein Buch zutiefst bewegt hat und wenn auch Entertainerin Oprah Winfrey sagt, dass dieses Buch ihre Seele berührt hat – dann ist das natürlich allerbeste Werbung. So ein Lob macht neugierig. Serafia Johansson hat den Roman "In guten wie in schlechten Zeiten" von Tayari Jones gelesen und erzählt, ob die Geschichte tatsächlich so bewegend ist.
Audio: Tayari Jones: In guten wie in schlechten Zeiten
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Es geht um das junge Ehepaar Roy und Celestial und deren Liebesgeschichte. Gerade mal knapp ein Jahr sind die beiden verheiratet. Beide erzählen aus ihrer Perspektive, wie es so in der Beziehung läuft – was in ihrer Beziehung schön ist, wo es knirscht und dann passiert etwas ganz Furchtbares: Das Paar übernachtet in einem Hotel und am frühen Morgen wird die Tür von der Polizei eingetreten. Roy wird aus dem Bett gezerrt und verhaftet. Der Grund: Er soll eine Frau im Nebenzimmer vergewaltigt haben. Und tatsächlich wird er verurteilt, obwohl er unschuldig ist und es auch keinerlei Beweise gegen ihn gibt. Die weiße Jury vertraut allein darauf, dass das Opfer glaubt ihn wiedererkannt zu haben. Und er als schwarzer Mann hat in diesem Verfahren keine Chance.
Ja und nein. Die Geschichte ist nicht so, wie man jetzt erwarten könnte. Es geht nicht darum, wer der wahre Täter ist. Es ist auch keine Analyse über das rassistische System in den USA, sondern es geht einfach darum, was dieser Schicksalsschlag für eine junge Ehe bedeutet. Trotzdem sprechen die Protagonisten klar von Rassismus, das steht nie außer Frage. Auch schwarzer Alltag und schwarze Solidarität sind durchweg ein Thema. Aber die politische Ebene ist nicht das Wichtigste im Roman. Im Zentrum steht die Zerbrechlichkeit dieser Liebesgeschichte. Ich glaube, das ist genau die Stärke des Romans.
Mit großer Intensität und Wahrhaftigkeit. Ich hab auf jeder Seite, eigentlich schon von Beginn an, gefühlt, wie diese Liebe auch in mir kämpft, wie ich verzweifle und wie ich hoffe. Tayari Jones bezieht dabei keine Partei. Es gibt keine klaren Schuldzuweisungen. Am Ende ist nicht mal klar, ob die Liebe nicht auch ohne Gefängnis ins Wanken geraten wäre. Und das schafft sie, indem sie jeder Figur zugesteht, ihre Sichtweise der Dinge zu erzählen. Es gibt da keinen übergeordneten Erzähler, der einem beim Entscheiden helfen könnte. Dadurch kommt es zu Wiederholungen, aber es ist wirklich so, als würde man von verschiedenen Menschen dieselbe Geschichte hören – und jede ist wahr.
Absolut. Ich glaube, jeder, der schon mal um seine Liebe gekämpft hat und sie vielleicht auch verloren hat und diesen Schmerz kennt, der kann hier richtig was verarbeiten. Es ist schon auch eine gewisse masochistische Freude dabei, das Buch zu lesen. Es ist wahnsinnig schön und berührend erzählt – eine realistische, aber auch essentielle Liebe, ohne eine Spur von Kitsch.
Infos:
Tayari Jones: In guten wie in schlechten Zeiten, Arche Verlag, 352 Seiten, 22 Euro
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 5. März 2019, 15:40 Uhr
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