Der erste Kriminalroman des Schotten Alan Parks 2018 hat die Kritik aufhorchen lassen. Mit seinem Debüt "Blutiger Januar" hat der 55-Jährige bestätigt, dass aus Schottland nicht nur guter Whiskey kommt. Jetzt ist der zweite Band der auf 12 Teile angelegten Reihe erschienen. Martina Bittermann hat das Buch gelesen.
Audio: Alan Parks: Tod im Februar
Infos
Schauplatz des Romans ist die schottische Hafenstadt Glasgow in den 1970er Jahren. Alan Parks kennt sich hier bestens aus, er ist in Glasgow geboren und aufgewachsen. Die Stadt, ihre Architektur, ihr Geruch – das alles liegt ihm sozusagen im Blut. Und die 1970er Jahre eignen sich gut als Background für einen Krimi. Glasgow ist eine dunkle, heruntergekommene Industriestadt, die Wirtschaft am Boden, die Arbeitslosigkeit hoch und die Kriminalitätsrate gigantisch. Das erzeugt beim Lesen ein Schwarz-Weiß-Filmgefühl.
Harry McCoy ist ein junger Ermittler, 30 Jahre alt, und sehr sensibel. Er leidet unter Ängsten, die er mit Drogen aller Art bekämpft. Er kann kein Blut sehen. Sehr misslich, denn er wird zu einem Mordfall mit einem übel zugerichteten Toten gerufen: ein Fußballspieler, Hoffnungsträger bei den Celtics und künftiger Schwiegersohn des Gangsterbosses Cobie. Das ist der Auftakt des Romans. Ein ziemlicher Paukenschlag, und es bleibt nicht bei einem Toten.
Während McCoy versucht herauszufinden, was genau vorgeht, taucht noch ein ganz anderes Thema auf. Bei einem toten Obdachlosen findet sich der Hinweis auf einen hochrangigen Polizeibeamten, der sich in der Vergangenheit in den Waisenhäusern des Landes an Kindern vergriffen hat. Auch Harry McCoy kennt diesen Mann. Er selbst hat eine ziemlich trostlose Kindheit in Waisenhäusern verbracht. Immer beschützt von Stevie Cooper. Heute von Beruf: Ganove und Bordellbesitzer.
Polizist und Ganove, diese Beziehung zwischen Gut und Böse ist eine sehr spannende Komponente in diesen ersten beiden Romanen und bringt bei aller Brutalität eine große Wärme in die Bücher. Und natürlich bringt diese Beziehung den Ermittler Harry McCoy immer wieder in Loyalitätskonflike. Aber ohne diese Beziehung, ohne diese Freundschaft, wäre er auch nicht so erfolgreich.
Unbedingt lesen. Der Krimi ist rau, dunkel und brutal – und mittendrin das starke Band zwischen den beiden so unterschiedlichen Männern. Es ist kein schottischer Wohlfühlkrimi. Gute Nerven sollte man schon haben.
Infos:
Alan Parks: Der Tod im Februar, aus dem Englischen von Conny Lösch, Heyne Verlag, 432 Seiten, 16 Euro
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 21. November 2019, 9:40 Uhr
Alle Buch-Tipps
Titelsuche
Suchen Sie nach einem Titel oder Interpreten, den Sie zu einem bestimmten Zeitpunkt bei uns auf Bremen Zwei gehört haben? Mehr...
Olga Tokarczuk
Blitzlichtgewitter, Interviews und jede Menge Glückwünsche: Der Herbst 2019 ist ziemlich an Olga Tokarczuk vorbeigerauscht. Kein Wunder – am 10. Dezember bekommt sie den Literaturnobelpreis. Mehr...
10. Dezember, 18:05 Uhr | Bremen Zwei
Meşale Tolu
Mehrere Monate saß die Journalistin Meşale Tolu als "Terroristin" zusammen mit ihrem damals zweieinhalb jährigen Sohn im Gefängnis. Ihre Geschichte erzählt sie im Freiraum-Podcast. Mehr...
11. Dezember, 21:05 Uhr | Bremen Zwei
Neuheiten vom Phonomarkt
Was ist los in der Welt der klassischen Musik? Wir stellen aktuelle Alben vor und sondieren das Konzertgeschehen in der Region und auf den Bühnen der Welt. Mehr...
11. Dezember, 22:05 Uhr | Bremen Zwei
Beiträge nachhören
Info & Service
Suche
Bremen Zwei durchsuchen: