14. September 2019, 6:53 Uhr
Sören Brünninghaus ist überzeugt davon, dass Worte die Wirklichkeit verändern können. Nicht nur im Fantasy-Roman, sondern auch im eigenen Alltag.
„Du strahlst ja so!“, manchmal habe ich mit diesem Satz bei meiner Tochter Erfolg. Ich sage: „Du strahlst ja so!“ und sie beginnt über das ganze Gesicht zu strahlen. Und ich mag ihr Strahlen. Klar, sie ist meine Tochter. Ich lese gerne die Romane von der unsichtbaren Bibliothek von Genevieve Cogman. Die Gilde der Bibliothekare besitzt eine besondere Fähigkeit: Wenn sie etwas in ihrer Sprache sagen, wird das Gesagte Wirklichkeit.
Wenn zum Beispiel die Hauptperson Irene Winters einem Pförtner irgendeinen Zettel vor die Augen hält und sagt: „Du denkst, dass das hier Papiere sind, die mir die Befugnis geben, hier einzutreten und alles zu durchsuchen“, dann denkt der Pförtner das auch. Er tut alles, was in seiner Macht steht, damit Irene Zugang zu allen Räumen und Informationen bekommt, die sie braucht.
Die Sprache verleiht den Bibliothekaren in dieser Welt eine ungeheure Macht.
„Die unsichtbare Bibliothek“, ist unterhaltsame Fantasy. Aber diese Phantasie hat einen wahren Kern. Worte schaffen Wirklichkeit. Der kleine Satz „Du strahlst ja so“, kann die Mundwinkel meiner Tochter nach oben bewegen. „Freundliche Reden sind Honignektar, süß für die Seele und heilsam für die Glieder.“ Diese Redensart steht in der Bibel im Buch der Sprüche Kapitel 16 Vers 24. Honignektar galt in der Antike als Trank der Götter. Er verlieh Göttern ihre Stärke und Unsterblichkeit.
Vielleicht dachte der Mensch, der sich dieses Sprichwort ausdachte daran: Man sagt, Honignektar stärke und belebe sogar die Götter. Wenn Menschen sich freundliche Worte sagen, dann ist die Wirkung ganz ähnlich: Freundliche Worte stärken und beleben. Sie hinterlassen Spuren bei Menschen. Freundliche Worte verändern die Wirklichkeit des Menschen der sie hört. Sie sind Honignektar, süß für die Seele und heilsam für die Glieder.
Ein ermutigender Trost hilft dem anderen weiter zu sehen. In einem treffenden Kompliment findet sich die andere wieder und doch sieht sie sich aus einer neuen, erfrischenden Perspektive. Und selbst eine kritische Rückmeldung gibt mir Sicherheit, wenn sie von einem Menschen gegeben wird, der mich schätzt. Ich verstehe besser, wie andere mich wahrnehmen.
Freundliche Worte verändern die Wirklichkeit des Menschen, der sie hört. Sie stärken und beleben. Freundliche Worte haben Macht. Von dieser Macht macht man doch gerne Gebrauch. Ob es uns heute wohl gelingt, einem Menschen ein Strahlen ins Gesicht zu zaubern?
Autor: Sören Brünninghaus, Pastor
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