28. Oktober 2019, 5:53 Uhr
Um seine Zuwendung zu den Menschen spürbar werden zu lassen, bedient sich Gott gern und ausgiebig der Gesten und Zeichen. Im wahrsten Sinne des Wortes will er uns anrühren.
Wenn Sie den berühmten „Mann von der Straße“ nach dem Unterschied zwischen einem feierlichen evangelischen und einem feierlichen katholischen Gottesdienst fragen, wird eine Antwort lauten: Katholisch, das ist mit Weihrauch. Weihrauch – das ist ein starkes Zeichen! Nicht von ungefähr bringen ihn die Weisen aus dem Morgenland als Geschenk für das Gotteskind zur Krippe.
In Zeichen und Gesten steckt eine große Kraft. Was helfen mir Millionen auf dem Konto, wenn kein Mensch für mich jemals auch nur ein Lächeln übrig hat? Was nützt mir die beste Position in der Firma, wenn mir niemals jemand freundlich zuwinkt, und sei es nur im Vorübergehen? Was habe ich von einem faltenfrei gelifteten Gesicht, wenn niemand es streichelt? Genau diese kleinen Gesten, zarten Berührungen und sanften Zeichen sind es, die meinem Leben eine Würde schenken. Voraussetzung ist allerdings, dass sie gefüllt sind mit Respekt, Zuwendung und Wohlwollen.
Es kommt also auf die Geste, auf das Zeichen an. Daher gibt es in der Kirche für jedes Sakrament auch einen Gestus oder ein Zeichen. Sogar der Begriff „Sakrament“ bedeutet: „Heiliges Zeichen“.
Bei der Taufe fließt das Wasser über den Kopf des Täuflings als Zeichen des Lebens und der Zuwendung. Bei der Firmung zeichnet der Bischof mit Öl das Kreuz auf die Stirn des Firmlings als Zeichen der Stärkung und Orientierung. Bei der Eucharistie, dem Abendmahl, wird das Brot gebrochen und der Wein gereicht als Zeichen der Gemeinschaft und Zusammengehörigkeit. Beim Bußsakrament zeichnet der Priester das Kreuz als Zeichen, dass nach Kreuz und Auferstehung ein Leben begonnen hat, dem letztendlich niemand und nichts etwas anhaben kann. Bei der Krankensalbung werden Stirn und Handflächen mit Öl gesalbt als Zeichen für Gottes Beistand auch in schwerer Zeit. Das Ehesakrament, das sich ein Paar ja selbst spendet, begleitet eine Fülle von Zeichen: das Anstecken der Ringe, das Reichen der Hände und der Kuss sind Zeichen für die Erfahrung des Göttlichen im Ehemann, in der Ehefrau. Bei der Priesterweihe bedeutet das Zeichen der Handauflegung, dass Gott diesen Menschen in seinen Dienst nimmt.
Im feierlichen katholischen und orthodoxen Gottesdienst ist die Beweihräucherung aller Menschen ein Zeichen dafür, dass ich mich über meine Würde freuen kann, Repräsentant Gottes zu sein, geschaffen nach seinem Bild, selbst dann, wenn es mir im Augenblick dreckig geht und ich mein Leben gerade nicht als „göttlich“ erfahre.
Um seine Zuwendung zu den Menschen spürbar werden zu lassen, bedient sich Gott gern und ausgiebig der Gesten und Zeichen. Im wahrsten Sinne des Wortes will er uns anrühren. Ich wünsche uns allen die Erfahrung von Gottes Nähe in Zeichen, die unserem Herzen geschenkt sind, nicht so sehr unserer Hand.
Autor: Heinrich Deboi, Studienrat und Kirchenmusiker
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 28. Oktober 2019, 05:53 Uhr
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