29. Oktober 2019, 5:53 Uhr
Natürlich soll das Evangelium, die frohe Botschaft, nicht in eine Drohbotschaft verkehrt werden. Schließlich geht es aber um die Frage, ob es gleich-gültig ist, wie wir unser Leben gestalten!
„Wir kommen alle, alle, alle in den Himmel!“ (gesungen) – stimmt das, was Jupp Schmitz in diesem Karnevalslied gesungen hat?
Früher glaubten die Menschen auch an die Existenz der Hölle, aber sie wurde abgeschafft, damit die Welt menschlich und angstfrei würde. Aber wo bleibt der Himmel, wenn die Hölle entsorgt ist? Die Deutschen fürchten sich lieber vor der Erderwärmung als vor den Flammen der ewigen Verdammnis. Der Glaube wurde somit kuschelig gemacht, eine religiöse Kuscheldecke ist gefragt. Gott soll einem gelingenden Leben dienen, für das ewige Leben ist die Decke wohl etwas zu kurz. Diese Decke ist aus Nächstenliebe und Gerechtigkeit gestrickt, aber spätestens beim Jüngsten Gericht reißt der Faden. Die Vorstellung vieler Menschen vom Himmel hat sich dahingehend gewandelt, dass der liebe Gott als freundlicher Greis auch alle Sünder durchwinkt.
Zum Himmel gehört auch sein Gegenteil: die Hölle. Das Gute braucht das Böse, die Tugend die Sünde, Jesus den Teufel, der ihn zu verführen versucht. Ein solcher Jesus ist sicher sperrig und passt nicht zu der Kuscheldecke. Früher hieß es im Glaubensbekenntnis: „abgestiegen zu der Hölle“, heute dagegen: „hinabgestiegen in das Reich des Todes“. Für mich klingt das so, als könnte man das mit Nordic-Walking-Stöcken erledigen.
Natürlich soll das Evangelium, die frohe Botschaft, nicht in eine Drohbotschaft verkehrt werden. Niemand will in schlechte alte Zeiten zurückfallen, in denen die Kirche ihre Macht auch missbraucht hat, um Menschen Angst einzujagen. Aber die Idee von der Hölle enthält etwas Wichtiges, auf das wir weder verzichten können noch dürfen. Schließlich geht es nämlich um die Frage, ob es gleich-gültig ist, wie wir unser Leben gestalten!
Ist es unwichtig, ob man sich auf das Wort eines Menschen verlassen kann oder nicht? Ist es gleichgültig, ob ich ehrenamtlich Flüchtlingen helfe oder ihre Unterkünfte in Brand setze? Stinkt Geld wirklich nicht, auch wenn es mit Ausbeutung, Menschenhandel oder Drogen verdient wird? Alles mündet in die ziemlich altmodische Frage: Gibt es Sünde oder gibt es sie nicht?
In der Bibel ist nicht alles gleich gültig. Es gibt dort das Gute und auch das Böse, eben nicht nur „entschuldbare Entgleisungen“ oder „misslungene Affektkontrolle“. Nein, dort gibt es die richtige Sünde und sie wird auch beim Namen genannt. Die Menschen der Bibel lügen sich nichts in die Tasche.
Was wäre unser Leben wert, wenn es darin um nichts mehr ginge, wenn Gut und Böse austauschbar wären und alles gleich-gültig wird? In unserem Leben soll, ja muss es um etwas gehen. Alles andere wäre verantwortungslos. Aber es geht nicht um ein Leben in Höllenangst. Gott kennt unser Risiko und sorgt deshalb, wenn er „unsere Taten prüft“, höchstpersönlich für einen erstklassigen Rechtsbeistand: seinen Sohn Jesus Christus. Er hat durch seinen Tod uns da schon rausgeholt!
Autor: Heinrich Deboi, Studienrat und Kirchenmusiker
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 29. Oktober 2019, 05:53 Uhr
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