Zwei Käuze sitzen auf einer Bank und warten darauf, dass etwas passiert. Das Hörspiel von Kai Grehn erinnert an "Warten auf Godot", auch hier wird es mitunter sehr absurd.
Kai Grehn: Mu! oder People Must Be Punished, Major Label, 2018
Wozu eigentlich aufstehen, wozu Bewegen? Wohin streben, was soll die Mühe? Es wird nichts so passieren, wie man will. Und wenn doch, dann hält es nicht an. Diese Leere, dieses Nichts, versetzt mit dem kleinsten Funken Hoffnung – das ist dieses Hörspiel.
Jeden Tag wagen sich Bob und Arthur in ein militärisches Sperrgebiet. Eine Geisterstadt. Und begeben sich in die Anlage einer monumentalen, jedoch arg im Verfall befindlichen Arena. Ein einstmals stolzer Stadionbau, in dem die beiden sich unweit des Tores auf einem Marmorsockel niederlassen.
Regisseur und Autor Kai Grehn beschränkt sich auf zwei Figuren: Bob und Arthur sitzen wie Becketts Estragon und Wladimir vor dem Publikum und sinnieren in das Nichts hinein.
... Worüber schweigst du, wenn du über das Schweigen schweigst? Darüber, dass ich geschwiegen habe, als ich hätte sprechen sollen. Und darüber, dass ich gesprochen habe, als es angebracht war zu schweigen.
"Mu", der Titel des Stücks, ist ein japanisches Präfix, das die Abwesenheit von Etwas bezeichnet. Was dieses Etwas ist, lässt Kai Grehn offen. Stattdessen lässt er, genau im richtigen Moment, seine Erzählerin in den Text marschieren – um Bob und Arthur aufzuwecken.
Ich werde jetzt in das Geschehen eingreifen, und quer über die Arena und den Platz flanieren. Und dann hören wir, was geschieht.
Grehn, bekannt vor allem durch seine Literaturadaptionen, inszeniert hier seinen eigenen Text. Er besticht durch surreale Poesie, kurze Gedichtbilder, zusammen musiziert zu einem knappen, eindringlichen Hörspiel.
Ein Hörspiel in dem, all seiner Leere zum Trotz, doch irgendwann geliebt und aufgeatmet werden darf. "Schmierenkomödie" nennt das der Autor und Regisseur auf dem Klappentext der CD. Vielleicht als Warnung, sich nicht zu sehr darauf zu versteifen, eine Sammlung von Weisheiten oder Bedeutungen im Text zu sehen, sondern sich einfach den Stimmungen hinzugeben.
Kai Grehn liebt es den Hörer zu verwirren, Erwartungshaltungen nicht zu bedienen, Fragen zu stellen, sie dann nicht zu beantworten, plötzlich sehr albern zu werden, pathetisch fast, und dann wieder sehr ernst, aber nie für lang. "MU" ist kurz und amüsant, was aber nicht heißt: Leichte Lektüre. Fans von Grehns Hörspielen werden seinen unverwechselbaren Stil wiedererkennen, sein gutes Ohr, seine Liebe für die Musik. Wenn Autor, Dramaturg und Regisseur derselbe Mensch sind, kommt meistens etwas dabei heraus, auf das man sich erstmal einlassen muss. Das ist hier nicht anders und das ist gut.
MU! Oder People must be punished, [3:55]
Infos:
"MU! Oder: People must be Punished", Hörspiel von Kai Grehn. Major Label und Radio Bremen, 1 CD, 10,90 Euro
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 10. August 2018, 9:20 Uhr
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