Das kommt nicht alle Tage vor: Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) setzt einem ehemaligen Fußball-Star ein Denkmal – und zwar mit dem Theaterstück "Juller". Die Premiere ist am 17. September im Theater Bremen, in Kooperation mit Werder Bremen.
Theaterszene aus dem Stück "Juller".
Juller- Kooperation Werder und Theater Bremen, [4:41]
Gespräch mit Margit Ekholt
Juller war der Spitzname der Fußball-Legende Julius Hirsch. Heute kennen seinen Namen nur noch wenige, aber vor 100 Jahren war Julius Hirsch ein Star: er war bekannt für seine gebückte Laufhaltung und gefürchtet für seine beidfüßige Schussstärke. In den 1910er Jahren errang Hirsch, der für Vereine in Karlsruhe und Fürth spielte, große Titel: zweimal deutscher Meister, er spielte mehrfach in der Nationalmannschaft und nahm 1912 an den Olympischen Spielen teil. Er zog als deutscher Jude in den Ersten Weltkrieg. Trotz alledem wurde er 30 Jahre später unter der nationalsozialistischen Herrschaft aufgrund seiner jüdischen Herkunft verfolgt, nach Auschwitz deportiert und im Holocaust ermordet. Eine erschütternde Geschichte.
Die Idee zu "Juller" geht tatsächlich auf eine Anregung des DFBs zurück. Werder-Präsident Hubertus Hess-Grunewald ist Mitglied des DFB-Kuratoriums. Ihm lag es sehr am Herzen, dass das Stück hier in Bremen auf die Bühne kommt, weil Werder Toleranz stehe und sich gegen Rassismus, gegen Homophobie und auch gegen Antisemitismus positioniere. Das Theaterstück passe in Werders Philosophie und Werte und es sei ein wunderbarer Ausdruck einer schönen Kooperation mit dem Bremer Theater.
Theaterszene aus dem Stück "Juller".
Das Theater der Jungen Welt Leipzig übernahm es, die Geschichte zu inszenieren, ein Theater übrigens, das nach Auskunft des Bremer Theaterintendanten Michael Börgerding einen ausgezeichneten Ruf genießt. In zwölf Städten soll das Stück bundesweit gezeigt werden, am kommenden Montag und Dienstag wird es hier in Bremen im Kleinen Haus zu sehen sein.
Beiden Kooperationspartnern ist es wichtig, dass das Thema an Schulen behandelt wird. Der SV Werder und das Theater haben ja auch Partnerschulen, bei denen nun besonders für dieses Gastspiel geworben wird. Der Aufsichtsratsvorsitzende des SV Werder, Marco Bode, verwies noch einmal auf die Aktualität der Geschichte von Julius Hirsch: Völkischer Nationalismus, Rassismus, Rechtspopulismus.
In der Vergangenheit gab es schon einmal eine sehr intensive Kooperation der beiden Institutionen. Der damalige Theaterintendant Klaus Pierwoß radelte damals demonstrativ mit dem Bürgermeister Henning Scherf auf einem Tandem ins Stadion. Und Pierwoß ließ sich mit dem amtierenden Werder-Trainer Otto Rehhagel fotografieren: der Theaterchef im körperbetonten Werder-Trikot, Rehagel in Frack und Zylinder. Das Foto war Kult und hing in vielen Kneipen und Büros.
Der derzeitige Bremer Theaterintendant, Michael Börgerding, steht nach eigenen Worten in Kontakt mit dem grün-weißen Fußballclub, und er setzt vor allem auf themenbezogene Projekte.
Also die Wege sind da kurz. Börgerding und Hess-Grunewald verrieten beim Pressegespräch, dass sie sogar schon einmal Fußball gegeneinander gespielt haben – im Jahr 1980 in Göttingen.
Premierentermin: „Juller“ - Montag, 17. September 2018, 20 Uhr.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 13. September 2018, 15:10 Uhr.
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