4. Oktober 2018, 21:05 Uhr
Europameister, Weltmeister, Welthockeyspieler des Jahres und Olympisches Gold 2008 in Peking und 2012 in London – jahrelang hat Moritz Fürste sich an der Hockey-Weltspitze gehalten. In einer Sportart, die ohne Medienpräsenz und spendable Sponsoren auskommen muss. "Nebenbei Weltklasse" hat Fürste daher sein Buch über seinen Erfolg in einer Randsportart genannt.
Moritz Fürste
Beim Uhlenhorster HC in Hamburg nahm Moritz Fürste einst als 6-Jähriger das erste Mal den Hockeyschläger in die Hand. Zunächst ganz unbedarft und ohne Ehrgeiz, einfach nur um dem Vater nachzueifern. Mit neun Jahren dann der schwere Schicksalsschlag: Am 29. September 1994 versank die Autofähre Estonia in der Ostsee – und mit ihr Fürstes Vater Peter. Die Zeit habe die Wunde nicht geheilt, aber vernarbt, sagt Fürste. Seine Trauer über den Verlust des Vaters hielt er immer wieder auch auf dem Hockey-Platz aus.
Das hat sich mein ganzes Leben so durchgezogen. Egal ob ich große Trauer hatte oder ganz hervorragende Ereignisse – beim Hockey war ich immer auf dem Platz. Und das war für mich sehr, sehr wichtig.
Geradlinig und geplant war Fürstes Hockey-Karriere allerdings nie. "Bei mir war's immer so, dass ich mit meinen Aufgaben gewachsen bin", sagt Fürste, der im Teenager-Alter noch nicht bereit war, alles für seinen Sport hinten an zu stellen. Erst als er Bundesliga spielte, ging es richtig los für ihn.
Als ich dann Bundesliga gespielt habe, hab' ich gemerkt "Ach Mensch, das macht ja Spaß. Bundesliga spielen – da will ich rein". Und als ich dann da drin war, war es irgendwann so: "Och Mensch, so eine U21-Nationalmannschaft, das wäre doch auch was..." Und so ging das weiter.
In seinem Buch "Nebenbei Weltklasse" macht Fürste deutlich, dass eine Karriere im Hockey allerdings weitestgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet – und dass, obwohl Sport allgemein in Deutschland eigentlich eine hohe Strahlkraft hat. Doch Medien-Aufmerksamkeit und finanzkräftige Sponsoren gibt es meist nur für "König Fußball". Ob Hockey-Spieler, Kugelstoßerin oder Turmspringer – der durchschnittliche Olympia-Athlet dagegen werde nur mit rund 600 Euro im Monat von der Stiftung Deutsche Sporthilfe unterstützt, sagt Fürste.
Man ist im Fernsehen, man taucht bei Olympischen Spielen im Fernsehen auf, und automatisch denkt jeder "Die sind reich, die haben eine Menge Geld!". Dem ist aber nicht so.
Als Hockeyspieler mal so leben wie die Fußballprofis? Das konnte Fürste 2013 in Indien erleben, wo eine Profi-Liga neugegründet wurde. Für eine sechs bis sieben-wöchige Saison verdiente der damalige Welthockeyspieler rund 90.000 Dollar. Rückwirkend sei das für ihn "ein bisschen die Rückfinanzierung der vergangenen zehn Jahre" gewesen, so Fürste. Aber er fand in Indien nicht nur ein Hockey-begeistertes Publikum, ihn beeindruckten auch viele zufriedene Menschen auf dem Subkontinent.
Es gibt viel weniger diese Neidkultur und dieses Gefühl, dieses Streben nach mehr.
Auf Bremen Zwei spricht Moritz Fürste über Arroganz und Selbstreflexion, über Verletzungen und Auszeichnungen – und er erzählt davon wie er in Indien quasi versteigert wurde.
Das Gespräch zum Anhören:
"Jeder denkt 'Die sind reich!' – Hockey-Star Moritz Fürste, [35:19]
Moderation: Ariane Wirth
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 4. Oktober 2018, 21:05 Uhr
Rudi Cerne, Moderator und Eislauf-Star
Sport-Journalist Hajo Seppelt
Björn Schierenbeck, Direktor des Leistungszentrums von Werder Bremen
Info: Gesprächszeit
Ob Promis, Politiker oder Menschen von nebenan: In der Gesprächszeit lernen Sie Menschen kennen. Denn die Interviews sind intensiv, ehrlich und nah.
Sendezeit:
Mo. - Fr., 18:05 - 19 Uhr
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