3. Juni 2019, 18:05 Uhr
Eigentlich sollte der Meeresbiologe und Forschungstaucher Stefan Nehring ein Gutachten über mögliche Schadstoffquellen in der Elbmündung erstellen. Dabei ist er auf ein viel größeres Problem gestoßen: tonnenweise alte Kampfmittel aus den beiden Weltkriegen verrotten in deutschen Küstengewässern. Bomben, Granaten und Torpedos, die auch heute noch brandgefährlich sind.
Dr. Stefan Nehring
Als Taucher nimmt man gerne die schönen Erinnerungen mit. Doch Stefan Nehring kennt auch die weniger schönen Seiten der Meere. Bei Tauchgängen in der Nähe von Kiel zum Beispiel kann es durchaus sein, dass man auf Minen, Bomben oder Torpedoköpfe stößt.
Stefan Nehring wurde eher zufällig auf das Problem der alten Munition im Meer aufmerksam. Als er bei der Erstellung eines Gutachtens auf alten Seekarten Gebiete sah, die mit "unrein" gekennzeichnet waren, wurde er stutzig. Nach jahrelanger Detektivarbeit in alten Archiven ist der Koblenzer Umweltgutachter sicher: Es liegen nicht nur ein paar tausend Tonnen Kampfmittel in den deutschen Meeren.
Wir müssen mit mindestens mit 1,6 Millionen Tonnen Munition in der deutschen Ost-und Nordsee rechnen und grob kann man da sagen, ein Drittel des Gewichts sind giftige Inhaltsstoffe in der Munition, das sind vor allem Sprengstoffe wie TNT. Aber auch in den Zündern sind Schwermetalle wie Blei und Quecksilber, das sind keine Peanuts, das sind hunderttausend Tonnen von giftigen Schadstoffen.
Nicht nur im Meer gefährden Munitionsreste die Umwelt. Neben Bomben, Granaten und Minen, werden hin und wieder auch Brandbombenreste wie weißer Phosphor an die Strände gespült. Besonders für unerfahrene Bernsteinsucher kann dies gefährlich werden, zum Beispiel auf der Ferieninsel Usedom.
Da freut man sich besonders, wenn man größere Brocken findet, und was macht man da? Man steckt es in die Hosentasche. Die meisten wissen gar nicht, was los ist, sie merken, es tut weh am Oberschenkel und sehen, ups, meine Hose brennt ja.
Auf Usedom warnen Schilder vor den angespülten Phosphor-Brocken. Doch das reicht Stefan Nehring nicht. Er fordert eine grundlegende Sanierung der Küstengewässer, denn "Munition gehört nicht ins Meer", so der Meeresbiologe.
Wie kamen die 1,6 Millionen Tonnen Kampfmittel ins Meer, warum ist die Ostsee in dieser Hinsicht besser erforscht als die Nordsee und welche Möglichkeiten gibt es heute, mit den Altlasten der Weltkriege im Meer umzugehen, darüber hat Stefan Nehring mit uns in der Bremen-Zwei-Gesprächszeit gesprochen.
Das Gespräch zum Anhören:
"Es liegen Tonnen von Munition auf dem Meeresboden" – Taucher und Biologe Stefan Nehring, [38:15]
Sprengung einer Grundmine durch den schleswig-holteinischen Kampfmittelbeseitigungsdienstes auf 10 m Wassertiefe in der Kieler Bucht
Moderation: Ziphora Robina
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 3. Juni 2019, 18:05 Uhr
Info: Gesprächszeit
Ob Promis, Politiker oder Menschen von nebenan: In der Gesprächszeit lernen Sie Menschen kennen. Denn die Interviews sind intensiv, ehrlich und nah.
Sendezeit:
Mo. - Fr., 18:05 - 19 Uhr
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