Mit Bremen Zwei „Erfahren, woher wir kommen“: Wieder mit Publikum

Ein Spaziergang durch die Grundschriften der europäischen Kultur: Die Veranstaltungs- und Sendereihe „Erfahren, woher wir kommen“ von Bremen Zwei, dem Kultur- und Informationsangebot von Radio Bremen, und der Stadtbibliothek Bremen stellt ab September wieder große Romane der Weltliteratur vom frühen 17. Jahrhundert bis in die Gegenwart vor – jetzt auch wieder mit Publikum.

Zum Auftakt der neuen Staffel der Literaturreihe am 21. September liest Bodo Primus aus dem Klassiker „Robinson Crusoe“ von Daniel Defoe.

Das berühmte Buch aus dem Jahr 1719 steht am Anfang der englischen Romanliteratur und der europäischen Romankunst überhaupt. Der für 28 Jahre auf eine einsame Insel verschlagene Titelheld hat immer wieder die Phantasie der Menschen beschäftigt, er gehört zu den zeitlosen und mythischen Gestalten der Literatur. Zugleich repräsentiert Robinson Crusoe auch den Fortschrittsglauben seiner Zeit und die Entschlossenheit, sich die Erde untertan zu machen. Er ist ein Vorbote des Kolonialismus wie des merkantil-kapitalistischen Unternehmergeistes, der seit dem 17. Jahrhundert unseren Globus veränderte.

Hanjo Kesting, der langjährige Leiter der Redaktion Kulturelles Wort des Norddeutschen Rundfunks, führt kommentierend durch die Veranstaltungen.

Am 19. Oktober steht dann Franz Kafka „Der Prozess“ – vorgetragen von Frank Arnold – im Mittelpunkt. Um das Werk „Oblomow“ von Iwan Gontscharow geht es am 23. November (Lesung Jürgen Thormann).

Alle Veranstaltungen starten um 19 Uhr in der Stadtbibliothek Bremen (Am Wall 201) – Eintrittspreis € 8 / € 6. Tickets für die Veranstaltungen gibt es auf den Sites der Stadtbibliothek Bremen, der Zugang zur Veranstaltung ist wegen der Corona-Pandemie beschränkt. Bremen Zwei verlost 3 x 2 Karten.

Thema 2021: „Große Romane der Weltliteratur“

„Ein Roman ist ein Spiegel, der auf einer großen Straße einhergeht. Das eine Mal spiegelt er das Blau des Himmels, ein anderes Mal Schmutz und Morast der Straße.“ Diese Sätze stehen in Stendhals Roman „Rot und Schwarz“. der im Untertitel als „Chronik von 1830“ bezeichnet ist. Stendhal zielte auf die Lebenswirklichkeit seiner Epoche, nach Ende der Ära Napoleons. Seither ist Lebenswirklichkeit, „Realismus“, eine zentrale Forderung an die Kunst des Romans. Als künstlerische Gattung stand der Roman bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts nicht gleichberechtigt neben Gattungen wie Lyrik, Drama und Versepos. Noch Schiller bezeichnete den Romancier lediglich als „Halbbruder“ des Dichters. Und selbst die großen Pioniere des Romans wie Cervantes, Defoe und Laurence Sterne waren von dem Urteil nicht ausgenommen. Der Roman galt als ‚unreine‘ Form, als Ansammlung von Geschichten, bestimmt zur Unterhaltung, wenn nicht gar als bloßes Lesefutter. Die vermeintlichen Nachteile des Romans sind ihm in den folgenden Jahrhunderten zum Vorteil ausgeschlagen: Er stellt heute mit Abstand die beliebteste literarische Form dar, und – wie ein namhafter Lyriker anmerkte – „kein Buch kann Erfolg haben, wenn es unter dem Titel nicht die Bezeichnung ‚Roman‘ trägt“. Das entspricht Stendhals Feststellung: „Nur im Roman ist die Wahrheit noch erreichbar. Ich sehe alle Tage mehr, dass alles Übrige eine Anmaßung ist.“

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