"Bêmal – Heimatlos" gewinnt stern-Preis
Der Dokumentarfilm des Autorenteams Düzen Tekkal und David Körzdörfer hat gestern (14.5.) den stern-Preis in der Kategorie "Dokumentation" gewonnen. Die Produktion "Bêmal - Heimatlos. 10 Jahre Völkermord an den Jesiden" von Radio Bremen und SWR für die ARD Mediathek thematisiert den Völkermord des sogenannten "Islamischen Staats" an den Jesiden im Nordirak.

Jury-Begründung
"Düzen Tekkal und David Körzdörfer schildern … die Schicksale von vier Geschwisterpaaren, die dem Genozid an der religiösen Minderheit im Nordirak nach großen Verlusten und grauenhaftem Leid entfliehen konnten. Sie berichten von einem neuen Leben in Deutschland, von Trauma und Hoffnung, von Mut und Wunden. Über Jahre haben sie die Protagonisten immer wieder getroffen und ihre Lebensgeschichten anhand der verfügbaren Quellen recherchiert. Die Produktion im Auftrag von Radio Bremen und SWR erzeugt Nähe und Empathie, vermittelt aber auch Kontext und Fakten über Massenmord, Versklavung und Vergewaltigung. Tekkal beschränkt sich dabei nicht auf ihre Rolle als Berichterstatterin, sondern wird zur Menschenrechtsaktivistin - was in ihrem Fall nach Überzeugung der Jury den journalistischen Wert des Films nicht schmälert", so die Jury des stern-Preises in der Kategorie "Dokumentation".
Der Film zeigt eindrucksvoll die Sehnsucht nach einer sicheren Heimat und Zukunft, den Wunsch nach Frieden und Freiheit. Wir freuen uns sehr über diese bedeutende journalistische Auszeichnung für diese bemerkenswerte Produktion.
Jan Weyrauch, Programmdirektor Radio Bremen
Der Dokumentarfilm ist in der ARD Mediathek verfügbar (Erstveröffentlichung am 2. August 2024).
"Bêmal – Heimatlos. 10 Jahre nach dem Völkermord an den Jesiden"
Der Dokumentarfilm von Düzen Tekkal und David Körzdörfer begleitet junge Jesidinnen und Jesiden, die diesen Genozid überlebt haben. Vier Geschwisterpaare berichten von Gewalt, Gefangenschaft, Versklavung und Demütigung, aber auch von Lebensmut, Hoffnung und Aufbruch.
Jihan und Sawsan Alomar waren mehrere Jahre lang Gefangene des IS. Nach ihrer Befreiung kamen sie, dank einer Initiative des Landes Baden-Württemberg, mit mehr als 1.000 jesidischen Frauen und Kindern nach Deutschland. Jihan Alomar hat ein Buch über ihre traumatischen Erlebnisse geschrieben. Sawsan Alomar hat acht Jahre Martyrium überlebt – und ist erst seit kurzem zurück bei ihrer Familie im schwäbischen Tübingen.
Layla und Tahsin Mirza sind aus dem Nordirak über das Mittelmeer geflüchtet und in Nordrhein-Westfalen angekommen. Layla arbeitet als Model – sie will zeigen, dass jede Frau ihren Traum leben kann. Tahsin ist Theaterpädagoge und Comedian.
Auch Bascal und Jana Kheyri sind nach Deutschland geflüchtet. Heute machen sie in Bayern eine Ausbildung in der Altenpflege. Sie haben eine Aufenthaltserlaubnis. Die Eltern und jüngeren Geschwister allerdings wurden in den Irak abgeschoben. Ihre Duldung wurde nicht verlängert.
Aiham und Anas Azad wurden als Kleinkinder an IS-Familien verkauft. Aiham wurde zum Kindersoldaten ausgebildet. Die Rückkehr in ihre jesidische Familie fällt den Jungen schwer. Anas spricht bis heute kaum.
Die Geschichten der vier Geschwisterpaare tragen diesen Film. Sie verbinden sich mit der Entwicklung der Erzählerin: Aus der Kriegsberichterstatterin Düzen Tekkal wird die Chronistin des Völkermords und schließlich eine Menschenrechtsaktivistin.
"Bêmal – Heimatlos. 10 Jahre Völkermord an den Jesiden" ist eine Produktion der German Dream Productions Berlin im Auftrag von Radio Bremen (Redaktion Thomas von Bötticher) und SWR (Redaktion Esther Saoub) für die ARD Mediathek 2024.

stern-Preis
Der stern-Preis zeichnet publizistische Leistungen aller Mediengattungen aus und wird in fünf Kategorien vergeben: "Lokal”, "Investigation”, "Fotogeschichte des Jahres”, "Egon Erwin Kisch-Preis” und "Dokumentation”.
Im Beirat bzw. den Jurys des Preises sind auch Radio Bremen-Chefredakteurin Katja Pietsch und ihr Stellvertreter Frank Schulte aktiv und der Unabhängigkeit der Aufgabe verpflichtet.
Seit 2022 wird die Auszeichnung als stern-Preis verliehen. Zuvor wurde der renommierte Journalistenpreis als "Nannen Preis” bzw. "Henri-Nannen-Preis” vergeben. Wegen der Debatte um die NS-Vergangenheit des früheren Stern-Chefredakteurs Henri Nannen wurde der Name geändert.
Weitere Infos unter https://sternpreis.stern.de/