Bremer Fernsehpreis 2022: SWR, rbb, hr, NDR und WDR ausgezeichnet
Die Gewinnerinnen und Gewinner des Bremer Fernsehpreises 2022 stehen fest: Heute Abend (4.11.22) erhielten sieben Produktionen und ein Moderator die begehrten Auszeichnungen des Regionalwettbewerbs der ARD.
Erstmalig wurde dabei der Publikumspreis „Nah dran“ vergeben. Gewonnen hat „Grenz-Reportage Fohrenbühl“, SWR Aktuell Baden-Württemberg, 22.4.2022, SWR Stuttgart. Das Publikum konnte seinen Favoriten aus 28 Produktionen von Österreichischer Rundfunk (ORF), Pirna TV, RTL Nord und den Landesrundfunkanstalten Deutschlands online wählen – mehr als 40.000 Menschen haben sich an der Abstimmung im Internet beteiligt.
„Das Herz der ARD schlägt in der regionalen Berichterstattung besonders stark“, sagt Dr. Yvette Gerner, Intendantin Radio Bremen und Gastgeberin des Bremer Fernsehpreises. „Die neue Preiskategorie ist Ausdruck der Verbundenheit der Menschen mit der Berichterstattung vor Ort. Vertrauen erwächst aus der Vielfalt der Rundfunkanstalten und ihrer Nähe zu den Zuschauerinnen und Zuschauern. Jeder nominierte Beitrag zeigt: Gute Regionalberichterstattung ist für die Menschen ein Anker in einer komplexen und krisengeschüttelten Welt. Den Gewinnerinnen und Gewinnern des Bremer Fernsehpreises 2022 gratuliere ich von ganzem Herzen.“
Auch Tom Buhrow, ARD-Vorsitzender und WDR-Intendant, gratuliert den Gewinnerinnen und Gewinnern: „Wir informieren die Menschen jeden Tag darüber, was vor ihrer eigenen Haustür passiert. Das ist wichtig, das interessiert die Menschen und dafür sind wir da. Unsere Zuschauerinnen und Zuschauer wissen das offenbar zu schätzen. Ein Beispiel: Rund 12,5 Millionen Menschen sehen sich unter der Woche jeden Tag in der ARD die regionalen Informationsangebote am Vorabend an. Die regionale Berichterstattung ist eine große Stärke der ARD, damit fördern wir auch den Dialog der Menschen untereinander, im Fernsehen, im Radio und auch im Netz.“
Die unabhängige Experten-Jury des Bremer Fernsehpreises 2022 mit dem Vorsitzenden Frank Plasberg kürte bei der Preisverleihung im Radio Bremen-Studio das Beste im deutschsprachigen Regionalfernsehen.
„Bester Beitrag vom Tag für den Tag“
Mayschoß hilft sich selbst“, Landesschau Rheinland-Pfalz, 22.7.2021, SWR Mainz.
Der Druck auf Reporter Heiko Wirtz-Walter ist enorm. Es ist eine Jahrhundertkatastrophe, über die er berichten soll. Allein. Mit seinem Handy. Unter Zeitdruck. Die Wassermassen haben große Teile des Ortes Mayschoß in einen Schutthaufen verwandelt. Heiko Wirtz-Walter nimmt uns mit auf eine Reise, schildert seine Gefühle, ohne sich in den Vordergrund zu spielen. Er spricht mit traumatisierten Menschen. Dabei spürt er, wann das Handy ein-, aber eben auch, wann es ausgeschaltet werden sollte. Das zeichnet einen guten Reporter aus. Heiko Wirtz-Walter macht klar: Der materielle Schaden ist in Mayschoß enorm, der seelische noch viel größer. (Laudatio von Gesa Eberl)
„Beste neue Moderation/neue Präsentation“
Philipp Höppner: „Demonstration 1. Mai“, rbb24 Abendschau, rbb24.de, rbb24 youtube, rbb24facebook, Tagesschau24, 1.5.2022, rbb Berlin.
Am 1. Mai geht es am Kottbusser Tor in Berlin so richtig ab. Für den rbb genau der richtige Ort für ein halbstündiges Social-Live-Format. Und für Philipp Höppner genau der richtige Stream, um zu zeigen, was er kann. Klar, pointiert und zugewandt führt er durch den Stream. Punktet mit Fakten und Ortskenntnissen, hilft dem Zuschauer, sich zu orientieren und leitet sympathisch zu Reportern über – dabei bleibt er unglaublich souverän. Ein Gewinn für Format und die Zuschauerinnen und Zuschauer. (Laudatio von Gesa Eberl)
„Beste Live-Reportage “
„Live-Schalten zur Flut im Juli 2021“, Lokalzeit aus Dortmund, 14.7.2021, WDR Dortmund.
Die Lokalzeit Dortmund des WDR schreibt der Jury, Jan Schulte habe vor seinem Schalten-Marathon im überfluteten Hagen nur ein Mal live vor der Kamera gestanden. Diese Textpassage haben wir allesamt zweimal lesen müssen. Das kann doch nicht sein! Womöglich hat Jan Schulte seit Kindertagen vor dem Badezimmerspiegel geprobt – wir wissen es nicht. Wir erleben jedenfalls einen unerschrockenen Journalisten, der mit allen Sinnen reportiert. 33 Mal in drei Tagen! „Man riecht, dass in dieser Tiefgarage noch Autos sind“ – Sätze wie diese lassen erahnen, wie das Unwetter in der Stadt gewütet hat. Der WDR hat in diesen Krisentagen ein echtes Talent entdeckt! (Laudatio von Hans Helmich)
„Beste investigative Leistung“
„Kirakosjan: Hochstaplerin oder Putins Gesandte?“, Nordmagazin, 29.3.2022, NDR Schwerin.
Eigentlich scheint die SPD-Landespolitikerin Gayane Kirakosjan aus Schwerin völlig uninteressant. Solange bis Frank Breuner anfängt, Fragen zu stellen. Und dann kommt man aus dem Staunen nicht heraus: Warum benutzt diese Frau drei verschiedene Namen? Warum twittert sie pro Putin? Hatte sie gute Kontakte zu Manuela Schwesig? Oder womöglich auch zum russischen Verteidigungsministerium? Beharrlich und akribisch stellt Frank Breuner Fragen, bohrt und recherchiert und findet doch keine Antwort auf die Frage: Ist sie eine Hochstaplerin oder von Putin geschickt? Eine Recherche wie eine Matroschka-Puppe – spannend bis zum Schluss. (Laudatio von Birgitta Weber)
„Bestes crossmediales Projekt“
„WählBar“, Hessenschau, 13.9.2021, hr Frankfurt am Main.
Der Plan der Hessenschau geht auf: Die Politikerinnen und Politiker fühlen sich in einer Bar so wohl, dass sie Dinge von sich preisgeben, die das Publikum so noch nicht gehört hat. Schon gar nicht vor einer Bundestagswahl. CDU-Politiker Helge Braun zum Beispiel wünscht sich vom Barkeeper einen Schuss Gelb in sein Mixgetränk und verrät damit, dass er mit den Liberalen als Regierungspartner liebäugelt. Andere Spitzenkandidaten plaudern beim Dart oder am Stammtisch mit Bürgerinnen und Bürgern aus dem Nähkästchen, das in konventionellen Wahlformaten in der Regel verschlossen bleibt. Ein echtes crossmediales Projekt, weil bei jeder Sequenz an mögliche Ausspielwege gedacht wird. (Laudatio von Clare Devlin)
„Beste ‚leichte‘ Hand“
„B 169 - Sedlitzern schwillt der Kamm“, Brandenburg aktuell, 29.6.2022, rbb Potsdam.
Eine Bundesstraße ist wegen einer Baustelle gesperrt. Klingt nicht besonders witzig. Doch dann nimmt uns Phillipp Manske mit auf die B 169, zeigt uns peu à peu die regionalen Schleich- und Wiesenwege und plötzlich stecken wir in einer Posse bürokratischer Regelwut. Selbst die ernsthaft vorgetragenen Argumente der Kommunalpolitiker werden dank Wortwitz und Ironie ad absurdum geführt – eine äußerst gelungene Einladung zum Schmunzeln. (Laudatio von Andreas Jölli)
„Sonderpreis der Jury“
„Jetzt noch Soldat werden?“, Landesschau Baden-Württemberg, 14.3.2022, SWR Stuttgart (nominiert in der Kategorie „Bestes crossmediales Projekt“).
So nah sind wir Bundeswehrsoldatinnen und -soldaten selten. Drei Tage ist SWR-Journalist Martin Besinger mit ihnen unterwegs. Er begleitet Rekrutinnen und Rekruten bei der Grundausbildung, die ihm schildern, warum sie sich für einen Beruf entschieden haben, bei dem es um Leben und Tod geht. Ihre Argumente bringen Urteile und Vorurteile ins Wanken. Ein crossmediales Produkt, das zur richtigen Zeit kommt, denn vor dem Krieg mitten in Europa wären uns die Soldatinnen und Soldaten noch nicht so nahe gekommen. Eine Produktion, die im Netz für Gesprächsstoff sorgt! (Laudatio von Clare Devlin)
Durch die Preisverleihung führten ARD-Moderator und Juryvorsitzender Frank Plasberg, unterstützt und begleitet von Dr. Yvette Gerner, Radio Bremen-Intendantin, und Jan Weyrauch, Radio Bremen-Programmdirektor.
Musikalischer Gast des Abends ist Wilhelmine. Nach Erfolgen u.a. auf TikTok, YouTube und Instagram erschien Ende Oktober das Debütalbum „Wind“ der Berliner Musikerin.
Zuvor fand am Nachmittag das Werkstattgespräch in Zusammenarbeit mit der ARD.ZDF medienakademie statt. Themen waren Diversität und Repräsentanz im Regionalen und Regionalität der ARD Mediathek.
Radio Bremen zeigte den Livestream der Gala am Freitag, dem 4. November 2022, ab 20 Uhr, auf www.bremerfernsehpreis.de, auf www.butenunbinnen.de und via Smart-TV (HbbTV) auf dem Radio Bremen-Fernsehkanal.
Aktuelles rund um den Bremer Fernsehpreis auch auf twitter.com/Bremer_FS_Preis.
Der Bremer Fernsehpreis
Der Bremer Fernsehpreis kürt das Beste im Regionalfernsehen deutschsprachiger Fernsehprogramme und wird von Radio Bremen im Auftrag der ARD verliehen. Den Preis gibt es mit Unterbrechungen seit 1974. Zahlreiche prominente Autoren und Autorinnen erhielten ihn bereits, unter anderem auch der heutige Jury-Vorsitzende Frank Plasberg.
Wer sich dieses Jahr über die begehrten Auszeichnungen freuen darf, ermittelte die Jury, bestehend aus:
- Frank Plasberg (ARD-Moderator und Jury-Vorsitzender),.
- Clare Devlin (Crossmedia-Journalistin beim WDR),.
- Gesa Eberl (Moderatorin bei n-tv und RTL),.
- Hans Helmich (Redakteur bei der Deutschen Welle und Medientrainer),.
- Andreas Jölli (Korrespondent des Österreichischen Rundfunks in Berlin und Publizistik-Dozent) und.
- Birgitta Weber (SWR-Abteilungsleiterin Inland, Redaktionsleiterin des ARD-Politikmagazins „Report Mainz“, Dozentin für Moderationsseminare an der Hochschule für Medien in Stuttgart)..
weitere Informationen unter Bremer Fernsehpreis – Homepage
Fotos können bei ARD Foto abgerufen werden.